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Neue Hoffnung für die Saigas?

Saiga-Antilopen sind möglicherweise deutlich flexibler als gedacht

Neue Hoffnung für die Saigas?
Saiga
Saigas waren in der Eiszeit noch weit verbreitet, heute sind sie nur noch in Zentralasien und Russland zu finden. (Foto: Bayarbaatar Buuveibaatar)
Gute Nachrichten für die bedrohten Saiga-Antilopen: Die rüsselnasigen Steppenbewohner sind in Bezug auf ihren Lebensraum und die Nahrung offenbar weniger wählerisch als bisher gedacht. Sie könnten auch außerhalb der Steppe angesiedelt werden – das macht Hoffnung für den Erhalt dieser Antilopen.

Saigas gehören zur Steppe wie Gnus in die Savanne: Noch während der letzten Eiszeit zogen sie in riesigen Herden durch Eurasien und wanderten gemeinsam mit Mammuten durch die Kältesteppen. Doch in den letzten Jahrzehnten ist ihre Zahl drastisch geschrumpft. Zuerst verdrängte die Urbarmachung der Steppe während der Sowjetunion die rüsselnasigen Antilopen. Nach dem Zusammenbruch der UDSSR dezimierte die Wilderei die Saiga-Herden dramatisch – ihre Zahl ging um mehr als 95 Prozent zurück.

Bedrohliche Rückschläge

Nachdem die Antilopen durch Schutzbemühungen mühsam wieder aufgepäppelt worden waren, kam dann 2015 der nächste Schlag: Durch eine Infektion verendeten auf einmal mehr als 150.000 Saigas in der Betpak Dala Region in Zentralkasachstan – dem größten der drei noch verbliebenen Refugien der Antilopen. Nur noch rund 30.000 Saigas überlebten. In diesem Jahr sind in der westmongolischen Provinz Chowd-Aimag erneut 2.500 Saigas verendet – ein Viertel des Gesamtbestandes der Mongolei.

Stehen die Antilopen mit der markanten Rüsselnase nun vor ihrem baldigen Aus? Neue Erkenntnisse über die Biologie der Saigas machen Hoffnung. Denn sie legen nahe, dass die Tiere anpassungsfähiger sind, als man bisher annahm. „Uns hat interessiert, warum der Lebensraum der Saiga-Antilopen heute viel stärker begrenzt ist, als in der Zeit vor 45.000 bis 10.000 Jahren“, erklärt Hervé Bocherens von der Universität Tübingen.

Wie lebten die Saigas früher?

Während die Saigas damals einen Großteil Eurasiens besiedelten, sind sie heute nur noch in einigen kleinen Steppengebieten Zentralasiens und Russlands zu finden. Bisher vermutete man, dass die Saigas semiaride Steppen zum Überleben benötigen und daher ihr Verbreitungsgebiet schrumpft. Aber stimmt das überhaupt? „Konnten sich die damaligen Tiere besser an unterschiedliche Umweltbedingungen anpassen oder sind die heutigen Antilopen vielleicht gar nicht an ihren derzeitigen Lebensraum gebunden?“, fragt Bocherens.

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Um diese Möglichkeit zu untersuchen, hat das Forscher-Team die Kohlenstoff- und Stickstoffisotope im Kollagen 76 fossiler und 52 rezenter Saigaknochen und -haaren verglichen. Kollagen ist ein wesentlicher organischer Bestandteil des Bindegewebes in Knochen, Zähnen, Knorpeln, Sehnen, Bändern und der Haut. Die Zusammensetzung der Isotope im Knochenkollagen gibt Auskunft über die Nahrungsgewohnheiten.

Flexibler als gedacht

Das Ergebnis: „Anders als bisher vermutet, ernährten sich die Saigas der letzten Eiszeit sehr viel flexibler als ihre heutigen Vertreter“, berichtet Bocherens. „Wir gehen daher davon aus, dass die gegenwärtigen Saigas nur in einer der für sie möglichen ökologischen Nischen leben.“ Für den Schutz und Erhalt der Rüsselnasen ist dies eine gute Nachricht. Denn wenn sie auch außerhalb der schrumpfenden Steppengebiete überleben können, gibt es weitaus mehr Ausweichquartiere für sie als bisher gedacht. „Für den Schutz der Saigas bietet das Ausweichen in andere, auch kältere Gebiete eine große Möglichkeit. Das sollte bei der Entwicklung von Schutzprogrammen berücksichtigt werden“, meint Bocherens.

Eine gute Nachricht ist dies auch in Bezug auf die immer wieder verheerend wütenden Epidemien unter den Steppenantilopen: „Falls heutige Saiga-Antilopen – wie ihre eiszeitlichen Vorfahren – auch außerhalb von semi-ariden Steppen überleben könnten, wäre beispielsweise die Gefahr einer solchen Epidemie nicht so groß“, erläutert Bocherens‘ Kollegin Dorothée Drucker.

Quelle: Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

© natur.de – Nadja Podbregar
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