Es gibt nicht vier Schimpansen-Unterarten wie bisher angenommen, sondern fünf. Das hat der australische Forscher Colin Groves von der Australischen National-Universität in Canberra bei der Vermessung der Schädel der Tiere entdeckt. Eine der bisher bekannten vier Unterarten war in manchen Regionen Afrikas seit längerem durch besonders kleine Tiere aufgefallen. Dabei handelt es sich um eine eigene Unterart.
Bisher unterschieden die Primatenforscher zwischen Zwergschimpansen und Gemeinen
Schimpansen, wobei sie von letzteren drei Unterarten kannten: der Zentralafrikanische, der Westfrikanische und der unter dem lateinischen Namen Pan troglodytes schweinfurthii bekannte Ostafrikanische Schimpanse. Groves belegte nun, dass sich die Affen dieser Unterart im südöstlichen Teil ihres Verbreitungsgebiets so deutlich von den anderen Ostafrikanischen Schimpansen unterscheiden, dass es sich um zwei verschiedene Unterarten handeln muss: Während der echte schweinfurthii-Affe 50 bis 60 Kilogramm wiegt, bringt die neue unter anderem im tansanischen Gombe-Nationalpark lebende Unterart nur 30 bis 35 Kilogramm auf die Waage.
Charakteristisch sind auch sein relativ kleiner Schädel und ein schmaler Kopf. Gleichzeitig zeichnet er sich durch einen breiten Abstand zwischen den Augen und einem langen Gaumen aus. Diese Schimpansenform macht vermutlich ein Drittel der 50.000 bis 100.000 Schimpansen Ostafrikas aus, schätzt Groves. Die neue Schimpansenunterart soll den lateinischen Namen Pan troglodytes marungensis tragen.
Der Fund eröffnete Mängel im Schutz der Artenvielfalt: Während die neue Unterart gut geschützt wird, jagen Einheimische den schweinfurthii-Affen wegen seines Fleischs. Alle Schimpansenarten gelten als vom Aussterben bedroht.
Colin Groves ( Australische National-Universität): New Scientist (30. Juli 2005, S. 13)
ddp/wissenschaft.de ? Mareile Müller-Merbach