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Neues zur Sintflut

Erde|Umwelt

Neues zur Sintflut
Eine aktuelle Computersimulation stützt das Katastrophenszenario, wonach das Mittelmeer vor etwa 8000 Jahren ins Schwarze Meer einbrach. Doch von einer 40 Tage und 40 Nächte währenden Flut – wie die Bibel schreibt – kann keine Rede sein.

„Denn noch sieben Tage dauert es, dann lasse ich es vierzig Tage und vierzig Nächte lang auf die Erde regnen und tilge vom Erdboden alle Wesen, die ich gemacht habe.“ So steht es in der Bibel (Genesis, 7. Kapitel). Doch die wahre Sintflut hätten Noah und seine tierische Crew schwerlich in der Arche überstanden. Denn nach der Modellrechnung eines britisch-amerikanischen Forscherteams benötigte das nach der letzten Eiszeit aufgrund der Gletscherschmelze überlaufende Mittelmeer 34 Jahre, um das Schwarze Meer aufzufüllen.

Im Jahr 1997 propagierten die beiden Geophysiker William Ryan und Walter Pitman ihre „Sintflut-Hypothese“, derzufolge die biblische Sintflut-Legende auf ein tatsächliches Ereignis zurückgeht. Aus Sedimentuntersuchungen hatten sie geschlossen, dass das Mittelmeer vor etwa 8000 Jahren einen Damm am Bosporus durchbrach, wodurch der Wasserspiegel des Schwarzen Meeres innerhalb weniger Jahre um 125 Meter stieg. Dadurch wären 100 000 Quadratkilometer Land überflutet und die dort lebenden steinzeitlichen Bauern ertränkt oder vertrieben worden.

Dieses Katastrophenszenario von Ryan und Pitman ist freilich umstritten. Andere Forscher haben Hinweise darauf gefunden, dass es genau umgekehrt gewesen sein könnte – dass nämlich die großen europäischen Flüsse wie Donau, Don und Dnjepr nach der letzten Eiszeit zunächst das Schwarze Meer auffüllten und dieses dann ins Mittelmeer überlief.

Unterstützung finden Ryan und Pitman jetzt durch eine Computersimulation an der US-amerikanischen Woods Hole Ozeanographic Institution. Statt sich die Hände mit Schlammablagerungen vom Grunde des Schwarzen Meeres schmutzig zu machen, griffen Mark Siddall und seine Kollegen entschlossen in die Computer-Tastatur. „Wir wollten wissen, nach welchen Spuren man überhaupt suchen muss, um das Katastrophenszenario zu prüfen“ , erklärt Siddall, der inzwischen an der Universität Bern arbeitet. Dazu simulierte Siddall im Computer den Wassereinbruch ins Schwarze Meer. Dabei stützte er sich auf ein von seinem Kollegen Karl Helfrich entwickeltes Programm, das er mit idealisierten Daten des Schwarzen Meeres, des Bosporus und des Marmara-Meeres fütterte. Das Marmara-Meer ist der verlängerte Arm des Mittelmeeres, der direkt an den Bosporus grenzt.

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Die Simulationsrechnung macht einige konkrete Aussagen darüber, welche Spuren ein plötzlicher Wassereinbruch hinterlassen würde. So soll sich innerhalb der Bosporus-Meerenge ein nach rechts oder links schlängelnder Wasserstrom gebildet haben, der den Bosporus an seiner Mündung ins Schwarze Meer in einer scharfen Kurve verließ. Auf dem Boden des Schwarzen Meeres findet sich dort tatsächlich ein scharf nach links gebogener Kanal.

Zwar macht Sidalls Modell über die Richtung der Kurve für den Fall eines plötzlichen Wassereinbruchs keine Aussage, aber seine Rechnungen zeigen, dass das Wasser keinesfalls langsam eingeströmt sein kann. Denn allmählich einfließendes Wasser hätte aufgrund der von der Erddrehung verursachten Coriolis-Kraft einen nach rechts gebogenen Kanal geformt. Zur Zeit versuchen die Wissenschaftler andere mögliche Entstehungsmechanismen für den nach links gekrümmten Kanal auszuschließen.

Es gibt noch ein Indiz für die Sintflut-Hypothese: Auf dem Meeresboden wurden Hügel gefunden, die sich ganz ähnlich in Siddalls Simulation des Katastrophenszenarios hinter der Bosporus-Mündung bildeten. Den Zusammenhang zur biblischen Sintflut-Legende will Siddall aber nicht so leicht herstellen: „ Ich kann mir kein hartes Indiz dafür vorstellen, dass gerade der Wassereinbruch ins Schwarze Meer die Vorlage für die Sintflut-Legende geliefert haben soll. Es gibt in dieser Gegend viele Seen, bei denen etwas ähnliches passiert sein könnte.“ ■

Axel Tillemans

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