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Niesende Affen im Regen

Erde|Umwelt

Niesende Affen im Regen
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Der in Myanmar neuentdeckte Stumpfnasenaffe Rhinopithecus strykeri, hier auf einer computergenerierten Photomontage dargestellt. Credit: Dr. Thomas Geissmann
Im Norden Myanmars haben Forscher eine bisher unbekannte Affenart entdeckt, die bei schlechtem Wetter ein echtes Problem hat: Das Regenwasser läuft den Tieren in ihre großen, nach oben gerichteten Nasenlöcher, so dass sie ständig niesen müssen. Um das zu vermeiden, verbringen sie solche Tage am liebsten mit dem Kopf zwischen den Knien, erfuhren die Wissenschaftler von einheimischen Jägern. Diese wissen bereits seit langem von der Existenz der für die Wissenschaft neuen Affenart – schließlich seien die Tiere bei Regen wegen der Niesattacken sehr leicht zu finden. Wie für viele neu entdeckte Tiere ist jedoch auch für Rhinopithecus strykeri, so der offizielle Name der Affen, die Zukunft ungewiss: Sie wurden sofort als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft.

Eigentlich war die Entdeckung eher ein Zufallsfund: Während einer Katalogisierung des Gibbon-Bestandes Anfang des Jahres stießen die Primatologen immer wieder auf Berichte über eine Affenart mit auffallend vorstehenden Lippen und großen Nasenlöchern. Vorkommen sollten die Tiere angeblich von den östlichen Ausläufern des Himalayas bis in den nordöstlichsten Bereich Myanmars. Tatsächlich konnten die Forscher um Ngwe Lwin von der Myanmar Biodiversity and Nature Conservation Association eine kleine Population der ungewöhnlichen Affen in einer anschließenden Feldstudie aufspüren.

Die Tiere gehören offenbar zu den Stumpfnasenaffen, die durch ihre wenig vorstehenden Nasen charakterisiert sind – teilweise wirken sie sogar wie eingedrückt. Das gilt auch für die neue Art: Bei ihnen liegen die großen offenen Nasenlöcher mitten im Gesicht und sind zudem noch nach oben orientiert, laut den Forschern ein sehr ungewöhnliches Merkmal. Das Fell der Tiere ist nahezu vollständig schwarz, lediglich an den Ohren und am Kinn finden sich einzelne weiße Haarbüschel. Ihr Schwanz ist fast anderthalb mal so lang wie der gesamte Körper, was ebenfalls nicht üblich ist.

Die Wissenschaftler tauften den Affen Rhinopithecus strykeri zu Ehren des Gründers einer Stiftung, die das Projekt unterstützte. Für die Einheimischen ist er jedoch „Mey Nwoah“, der „Affe mit dem nach oben gewandten Gesicht“. Im Sommer ziehen die Affen sich in die Wälder höhergelegener Regionen zurück, im Winter zieht es sie aufgrund von Futterknappheit zurück in die Nähe der Dörfer. Insgesamt, schätzen die Forscher, gibt es im Moment noch etwa 260 bis 330 Tiere, die vor allem in einem bestimmten Gebiet zwischen den beiden Flüssen Mekong und Saluen leben. isolierten Lage haben es die Tiere wohl auch zu verdanken, dass sie so lange unentdeckt blieben, vermuten die Primatologen. Mit der Abgeschiedenheit könnte allerdings in naher Zukunft Schluss sein: Das Gebiet wird vor allem durch Holzfäller immer mehr erschlossen. Das erhöhe die Wahrscheinlichkeit, dass die Tiere in Kürze aussterben werden – es sei denn, es werden sofort Maßnahmen zum Schutz der Affen ergriffen.

Ngwe Lwin (Myanmar Biodiversity and Nature Conservation Association) et al.: American Journal of Primatology, Onlinevorabveröffentlichung, doi: 10.1002/ajp.20894 dapd/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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