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Nur Schuppen und keine Federn. Machte ein wissenschaftlicher Irrtum aus einem schuppigen Tier des beginnenden Erdaltertums einen Vogel-Vorfahren?

Erde|Umwelt

Nur Schuppen und keine Federn. Machte ein wissenschaftlicher Irrtum aus einem schuppigen Tier des beginnenden Erdaltertums einen Vogel-Vorfahren?
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Vor einigen Monaten machte die aufsehenerregende Entdeckung eines 220 Millionen Jahre alten, scheinbar gefiederten Fossils mit dem Namen „Longisquama insignis“ weltweit Schlagzeilen. Lange vor den Dinosauriern, so schien es, hatte die Evolution bereits Federn hervorgebracht. Bislang galt der kleine fleischfressende Archaeopteryx, der erst 75 Millionen Jahre später lebte, als stammesgeschichtliches Bindeglied zwischen Dinosauriern und Vögeln.

Jetzt wurde das kleine, echsenartige Fossil aus der Triaszeit erneut untersucht. Wissenschaftler vom Royal Ontario Museum und der University of Toronto sind dabei zu einer anderen Interpretation der vermeintlichen Federn gekommen: Bei den betreffenden Strukturen, so berichtet die Zeitschrift Nature in ihrer neusten Ausgabe (Nature, 408: 428), handelt es sich eher um dicke, längliche Schuppen, womit das Tier nicht als Vorfahre der Vögel in Frage kommt.

Das Longisquama-Exemplar wurde bereits vor drei Jahrzehnten von russischen Paläontologen in Mittelasien gefunden. Erstmals erschien 1970 eine Beschreibung des Fossils. Die damaligen Autoren erwähnten eine Reihe langer Fortsätze auf dem Rücken des Tieres und interpretierten sie bereits als extrem lange Schuppen. Im Juni dieses Jahres entwickelten Wissenschaftler der Oregon State University jedoch die alternative Theorie, dass es sich dabei nicht um Schuppen sondern um Federn handele. Wahrscheinlich, so die Schlußfolgerung aufgrund aerodynamischer Überlegungen, wäre das Tier eher in der Lage gewesen, zu gleiten als zu fliegen.

Auch die neuen Untersuchungen, welche den Schuppen-Charakter der merkwürdigen Fortsätze und damit die ursprüngliche Theorie bestätigen, werden nicht das letzte Wort in der Diskussion um deren Natur sein. Bislang gibt es nämlich keine befriedigende Antwort auf die Frage, welchem Zweck sie gedient haben könnten. Möglicherweise waren sie dazu da, Feinde anzuschrecken oder Geschlechtspartnern zu imponieren. Einige Wissenschaftler sehen in ihnen einen möglichen Übergang in der Entwicklung von Schuppen zu Federn.

Archaeopteryx, durch eine Reihe aufsehenerregender Funde in Deutschland bekannt, bleibt damit vorerst der bislang älteste bekannte Vorfahre der heutigen Vögel.

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