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Nussknackenden Schimpansen aufs Werkzeug geschaut

Erde|Umwelt

Nussknackenden Schimpansen aufs Werkzeug geschaut
Schimpansin
Schimpansin beim Knacken von Nüssen. © Liran Samuni/ Taï Chimpanzee Project

Stöcke, Steine, Felsbrocken: Schimpansen machen sich Objekte aus ihrer Umgebung als Werkzeug zunutze, um harte Nüsse zu knacken. Welches Material und welche Technik sie dabei nutzen, kann einiges über die Werkzeugnutzung und kulturelle Weitergabe bei unseren frühen Vorfahren verraten. Anhand von Schimpansengruppen in der Elfenbeinküste und in Guinea haben Biologen jetzt untersucht, welche Faktoren die Nussknack-Technik der Menschenaffen beeinflussen.

So wie unsere Vorfahren es vor Millionen von Jahren taten, verwenden auch heute einige Tiere Werkzeuge, um ihre Fähigkeiten zu erweitern. Dies kann wiederum auch einen Einfluss auf ihre evolutionäre Entwicklung haben. „Werkzeuge, die zum Schneiden und Hämmern verwendet wurden, boten einen Wettbewerbsvorteil beim Zugang zu verschiedenen Nahrungsquellen und beeinflussten so die kulturelle und biologische Evolution unserer Spezies“, erklären Tomos Proffitt vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und seine Kollegen.

Steinwerkzeug im Check

Um so interessanter ist es, den Umgang mit Werkzeugen bei unseren nächsten Verwandten zu untersuchen: den Schimpansen. Von diesen Menschenaffen ist schon länger bekannt, dass sie spezielle Techniken beispielsweise zum Knacken von Nüssen entwickelt haben. Dabei legen sie eine Nuss auf eine harte Unterlage und schlagen dann mit einem Werkzeug wie einem Holzstück oder Stein auf die Nuss, um sie zu knacken. Je nach Region und Population nutzen die Schimpansen dabei verschiedene Objekte als Hammer und Amboss.

Wie sich die Werkzeuge und Nussknacktechniken bei verschiedenen Gruppen freilebender Schimpansen in Westafrika unterscheiden, haben nun Proffitt und sein Team im Tai-Nationalpark in der Elfenbeinküste und in Guinea untersucht. Dafür identifizierten und scannten die Forschenden die Hammer- und Amboss-Werkzeuge, die die Tiere zum Knacken unterschiedlicher Nussarten verwenden. Indem sie die 3D-Modelle dieser Steinwerkzeuge verglichen, konnten sie ermitteln, worin sich die Werkzeugtechniken beider Schimpansenpopulationen unterschieden.

Werkzeuge spiegeln Nussart und Materialverfügbarkeit wider

Die Auswertung ergab, dass sich die Schimpansen im Tai-Wald je nach Nussart unterschiedliche Steinhämmer zum Knacken suchten: „Die Steinhämmer, die zur Verarbeitung von Coula-Nüssen verwendet werden, sind deutlich kleiner als die für die Verarbeitung von Panda- und Parinari-Nüssen, während zwischen den beiden letzteren kaum Unterschiede gibt“, berichten Proffitt und sein Team. Die Schimpansen erkenne demnach, dass sie für die deutlich härteren Panda- und Parinari-Nüsse große Werkzeuge benötigen, während für die weicheren Coula-Nüsse kleine Steinhämmer ausreichen.

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Die Analysen zeigten außerdem, dass das Nüsseknacken der Schimpansen charakteristische Spuren an ihren Werkzeugen hinterlässt. Diese spiegeln ähnlich wie bei den archäologischen Relikten unserer Vorfahren, ihre Technik und Materialauswahl wider. So zeigten die Steinhämmer der Schimpansen im Tai-Nationalpark deutlich weniger Abschlagsflächen als die ihrer Verwandten in Guinea. Die Biologen führen dies darauf zurück, dass die Menschenaffen in Guinea weniger Auswahl beim Material haben und daher nicht immer optimal harte Steine als Hämmer finden. Die Felsbrocken, die beide Schimpansengruppen als Ambosse benutzten, waren sich hingegen im Muster ihrer Nutzungsspuren sehr ähnlich. Meist handelte es sich bei den Ambosssteinen auf größere, im Boden verankerte Steinbrocken, die sich in der Nähe von Nussbäumen befanden.

Blick in unsere Vergangenheit

Den Forschenden zufolge werfen diese Erkenntnisse zur Technologie des Nussknackens der Schimpansen auch Licht auf die Entwicklung der Werkzeugtechniken unserer Vorfahren vor mehr als drei Millionen Jahren. „Wenn wir verstehen, wie diese einfache Steinwerkzeugtechnologie aussieht und wie sie zwischen den Gruppen variiert, können wir anfangen zu verstehen, wie wir diese Signatur auch in den frühesten archäologischen Aufzeichnungen von Homininen besser identifizieren können“, erklärt Proffitt.

Quelle: Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, Fachartikel: Royal Society Open Science; doi: 10.1098/rsos.220826

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