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Observierte Ameisen

Erde|Umwelt

Observierte Ameisen
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Credit: Image courtesy of Alessandro Crespi
Gemeinsam sind wir stark – dieses Konzept haben Ameisen perfektioniert: Raffinierte Regelsysteme machen die Tausenden Individuen eines Ameisenvolkes zu einer Einheit mit erstaunlicher Leistungsfähigkeit. Den Geheimnissen dieser Organisation sind Forscher schon lange auf der Spur, dennoch ist immer noch weitgehend unklar, welche Prozesse steuern, wer im Staat was, wann und wo macht. Nun hat ein schweizerisches Biologen-Team mit einem cleveren Markierungs- und Überwachungssystem Einblicke in die Geheimnisse der Sozialstrukturen in Ameisenvölkern gewonnen. Ihren Ergebnissen zufolge basiert die Organisation maßgeblich auf einer altersabhängigen Rollenverteilung unter den Individuen und einer damit verbundenen Ortstreue.

Die Studie von Danielle Mersch von der Universität Lausanne und seinen Kollegen hört sich nach viel Fleißarbeit an: Die Wissenschaftler haben bei sechs Kolonien von Ameisen der Art Camponotus fellah jeweils 122 bis 192 Individuen mit einem kleinen Schildchen ausgerüstet, das einen Identifikationscode trägt. Es handelte sich um Kolonien, die in durchsichtigen Behältnissen im Labor gehalten wurden, um freie Einblicke zu ermöglichen. Die markierten Tiere wurden über einen Zeitraum von 41 Tagen kontinuierlich von oben durch eine Überwachungskamera gefilmt. Diese war an einen Computer angeschlossen, der die Identifikationscodes der einzelne Ameisen erfasste. Auf diese Weise konnten die Forscher die Bewegungen aller Versuchstiere genau nachvollziehen, ihre Rollen definieren und auch dokumentieren, welche Ameisen wo und wie oft miteinander interagierten.

Das Alter bestimmt Rolle, Arbeitsbereich und Sozialkontakte

Die Auswertungen zeigten, dass die Rollen der Ameisen an ihr Alter gebunden sind: Junge Ameisen übernehmen die Pflege der Brut, dann folgt die Rolle der Putz-Ameise und ältere gehen schließlich auf Nahrungssuche. Die Tiere in der jeweiligen Rolle durchstreifen dabei ganz bestimmte Teile des Nestareals, zeigten die Beobachtung. Das „Pflegepersonal“ blieb im inneren Bereich, die Sammelameisen durchstreiften dagegen die Außenbereiche des Herrschaftsgebietes der Kolonie und die Putzameisen wuselten überall verteilt herum. Letztere hatten den geringsten Kontakt mit ihren Kollegien, denn sie mussten ja das größte Areal abdecken. Insgesamt hatten die Ameisen durch die räumliche Überschneidung stets den meisten Kontakt zu Individuen der gleichen Rolle. Zwischen ihnen fand also auch der intensivste Informationsaustausch statt.

Von Bienen war bereits bekannt, dass die Rolle eines Individdums im Staat ebenfalls an ihr Alter gebunden ist. Einige frühere Studien haben bereits nahegelegt, dass dieses System auch die Rollenverteilung bei Ameisen bestimmt. Doch die aktuelle Studie zeichnet dieses Konzept nun erstmals durch systematische Untersuchungen klar nach, betonen die Forscher. Ihnen zufolge zeigen die Ergebnisse nun allerdings zusätzlich, dass der Faktor der räumlichen Verteilung bei Ameisen wahrscheinlich ein wichtiger Faktor bei der Organisation des Staates ist.

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Danielle Mersch (Universität Lausanne) et al.: Science, doi:10.1126/science.1234316 © wissenschaft.de – Martin Vieweg
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