Was über die Chaosforschung an die Öffentlichkeit gedrungen ist, hat den Eindruck erweckt, dass die Welt ein einziges Durcheinander ist. Doch hier schreibt ein Mathematikprofessor mit Schwerpunkt Chaos- und Komplexitätstheorie über das Streben des Universums nach Gleichklang und Ordnung. Universum heißt dabei tatsächlich „so gut wie alles“.
Als Beispiel ein verblüffendes Phänomen: An malaysischen Flüssen blinken die Glühwürmchen des Abends vollkommen synchron. Aber auch Gehirnwellen und Nervenzellen synchronisieren sich, und von Sonnenauf- und -untergang abgeschottete Menschen entwickeln einen eigenen Schlafrhythmus. Noch erstaunlicher: Auch die unbelebte Materie scheint nach Ordnung zu streben. So schwingen Pendel von Uhren, die an einer gemeinsamen Vorrichtung nahe beieinander aufgehängt sind, nach einer Weile im selben Takt. Das ist keine Hexerei – die Pendel kommunizieren miteinander durch Energieübertragung.
Synchronizität ist ein vielschichtiges Phänomen. Strogatz zeichnet ein lebhaftes Bild der aktuellen Forschung, insbesondere seiner eigenen. Neben mathematischen Gleichungen geht es um Datenverschlüsselung und die Verteilung von Strom, um die Ausbreitung von Infektionskrankheiten und um Laserchirurgie.
Die Begeisterung des Autors für seine Forschungen ist zwar ansteckend, aber manche weitschweifigen Erklärungen, die das eigentliche Thema kaum berühren, behindern das Lesevergnügen eben doch. Dr. Barbara Messing
Steven Strogatz SYNCHRON Vom rätselhaften Rhythmus der Natur Berlin Verlag, Berlin 2004 458 S., € 24,90 ISBN 3-8270-0439-X