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Ostsee: Windparks als Algenzuchtstationen?

Erde|Umwelt

Ostsee: Windparks als Algenzuchtstationen?
Blasentang
Blasentang aus einem der Kultivierungsversuche. © Martin Wah/ GEOMAR Kiel

Algen sind wahre Alleskönner. Sie verbessern nicht nur die Wasserqualität, sondern sind auch in Industrie und Kosmetik begehrt. Daher wollen Wissenschaftler in der Ostsee gleich zwei nützliche Dinge verbinden. Im Rahmen eines Forschungsprojekts bauen sie heimischen Blasentang gezielt an den Fundamenten von Windkraftanlagen an. Dort soll er das überdüngte Wasser reinigen und könnte auch als Rohstoff, etwa für Kosmetikartikel, geerntet werden.

Der Blasentang (Fucus vesiculosus) ist eine der bekanntesten Braunalgen in der Nord- und Ostsee. Seinen Namen trägt er aufgrund der olivengroßen Bläschen in seinem Gewebe. Diese gasgefüllten Blasen verleihen ihm im Wasser Auftrieb und bringen die Alge so näher an das Sonnenlicht. Der Blasentang ist der größte pflanzliche Biomasseproduzent in der Ostsee und bietet vielen Meeresorganismen wertvollen Lebensraum. Gleichzeitig ist diese Makroalge auch für uns Menschen vielseitig einsetzbar. So dient er etwa als Tiernahrung, Düngemittel und Lebensmittel, aber auch als Inhaltsstoff in der Kosmetik. Außerdem filtert er Nährstoffe aus dem Wasser und säubert es dadurch.

Windkraft-Fundamente als Algenzuchtstation

Es verwundert also nicht, dass längst auch die Forschung einen Blick auf die nützliche Braunalge geworfen hat und nach effizienten Möglichkeiten sucht, von ihr zu profitieren. Im Fokus des Projekts „Klimafreundliche Offshore-Produktion von Algenbiomasse“ steht in erster Linie die Verbesserung der Wasserqualität in der Ostsee. Denn: „Auch, wenn man es ihr nicht immer und überall ansieht, aber der Ostsee geht es schlecht“, sagt Ulf Karsten von der Universität Rostock, der das Projekt mitkoordiniert. „Das liegt vor allem an der nach wie vor zu hohen Einleitung von Nährstoffen, welche die Wasserqualität massiv verschlechtern.“ Auch die Braunlagen der Ostsee leiden unter dieser Überdüngung, ihre Bestände haben in den letzten Jahren abgenommen.

Das Team um Karsten hat daher nach einer Möglichkeit gesucht, den Blasentang auf möglichst effiziente und sinnvolle Weise in der Ostsee anzubauen. Die Idee dabei: Um dem jungen Blasentang den nötigen Halt zu geben, könnte man ihn gezielt an den Fundamenten von Offshore-Windkraftanlagen heranzüchten. Eine entsprechende Testanlage soll bald in der Eckernförder Bucht in der Nähe von Kiel in Betrieb gehen. Das Team der Universität Rostock, des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel und der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel testet dort an speziellen Floßstrukturen, ob und wie sich der Blasentang unter Bedingungen wie an den Offshore-Anlagen züchten lässt.

Doppelter Nutzen

Nützlich wäre diese Algenzucht nicht nur für die Bestände des Blasentangs, Sein Anbau würde auch der Wasserqualität der Ostsee zugutekommen. Denn bei ihrem Wachstum nimmt die Braunalge Nährstoffe und trägt so zur Reinigung des Meerwassers bei. Von dieser Filterwirkung des Blasentanges würden auch die Seegraswiesen der Ostsee profitieren, denn die starke Nährstoffbelastung gefährdet diesen wichtigen Lebensraum für Fische und Kleintiere aktuell. Dabei hätten gesunde Seegraswiesen einige Vorteile für das Ökosystem Ostsee. Denn sie speichern große Mengen an Kohlendioxid, geben Sauerstoff an das Wasser ab und verfestigen außerdem die Sedimente am Meeresboden.

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Die Algenzucht würde aber nicht nur dem Schutz der Ostsee und ihrer Lebensräume dienen. Da der Blasentang sowieso rechtzeitig vor der Zersetzung abgefischt werden muss, ließen sich diese Reste womöglich auch industriell verwerten, etwa als Inhaltsstoff von Kosmetika. Karsten kann sich die Braunalgen auch als Düngerersatz in der Landwirtschaft vorstellen. „Das würde die Humusbildung im Boden anregen und die Bodenfruchtbarkeit steigern“, erklärt der Meeresökologe. Um zu prüfen, welche Einsatzmöglichkeiten wirklich in Frage kommen, wird das Forschungsteam die Inhaltsstoffe des Blasentangs noch im Detail untersuchen.

Quelle: Universität Rostock, GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

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