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Pangolin-Schmuggel umfassender als gedacht

Illegaler Tierhandel

Pangolin-Schmuggel umfassender als gedacht
Pangolinschuppen
In Nigeria beschlagnahmte Ladung von Pangolinschuppen. (Bild: Charles Emogor)

Obwohl Schuppentiere streng geschützt und akut bedroht sind, läuft zwischen Afrika und Asien ein schwunghafter Handel mit den vor allem in der chinesischen Medizin begehrten Pangolinen, wie Forscher aufgedeckt haben. Seit 2010 wurden fast 200.000 Kilogramm dieser Schuppen bei Razzien in Nigeria und den Häfen Asiens entdeckt – sie stammen von mindestens 800.000 getöteten Schuppentieren. Das legt nahe, dass der illegale Handel mit afrikanischen Pangolinen weit umfangreicher ist als bisher angenommen.

Pangoline sind urtümlich aussehende Säugetiere, die vor allem in Afrika und Teilen Asiens vorkommen. Der Körper dieser etwa hundegroßen Insektenfresser ist mit großen Hornschuppen bedeckt, die diesen Tieren den Beinamen Schuppentiere gaben. Alle acht Arten dieser Tiergruppe gelten als bedroht und sind durch das Washingtoner Artenschutzabkommen geschützt. Das bedeutet, dass Jagd, Fang und Handel dieser Tiere verboten sind.

Das aber hält Wilderer und andere illegale Akteure nicht davon ab, die bedrohten Pangoline noch immer intensiv zu bejagen und ihre Überreste vor allem nach Asien zu verkaufen. Dort gelten Fleisch und Schuppen der Pangoline als besonders heilsam im Rahmen der traditionellen Chinesischen Medizin, in einigen Gegenden spielen die Schuppen auch eine Rolle bei bestimmten Ritualen. Als Folge gehören Pangolin-Schuppen und -Fleisch zu den am häufigsten illegal gehandelten Tierprodukten weltweit.

Schuppen von fast einer Million Pangolinen

Wie gravierend dieser illegale Handel ist, belegt nun eine Studie von Charles Emogor von der University of Cambridge und seinen Kollegen. Für ihre Untersuchung hatten die Forscher Daten von Razzien ausgewertet, bei denen der Zoll in Nigeria und in mehreren asiatischen Häfen geschmuggelte Pangolinschuppen oder andere Teile dieser Tiere sichergestellt hatten. Über Analysen der Funde und Frachtdokumente ermittelte das Team, woher die illegale Ware kam und um welche Pangolinarten es sich handelte. „Alle während des Transits beschlagnahmten Ladungen waren für Asien gedacht und die Menge dieser per Schiff geschmuggelten Ladungen hat sich stark erhöht“, berichten sie.

Konkret ergaben die Analysen: Allein die in Razzien zufällig entdeckte Schmuggelware umfasst 190.407 Kilogramm Pangolinschuppen. Diese stammen von knapp 800.000 einzelnen Schuppentieren, wahrscheinlich aber sogar knapp einer Million, wie die Wissenschaftler berichten. „Diese Zahlen legen nahe, dass das Ausmaß des Pangolin-Handels in Nigeria und Afrika als Ganzem bisher drastisch unterschätzt worden ist“, sagt Emogor. Und das wahre Ausmaß könnte noch weit höher sein: Experten schätzen, dass nur zwei bis 30 Prozent der illegal geschmuggelten Tierprodukte durch Razzien entdeckt werden. „Ganz offensichtlich reichen die Maßnahmen zur Bekämpfung des illegalen Handels nicht aus“, so Emogor.

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Nigeria als Zentrale des illegalen Handels

Die Studie deckt auch auf, auf welchen verschlungenen Wegen die geschmuggelten Pangolin-Produkte ihre asiatischen Ziele erreichen: Zwar wird ein Großteil von ihnen in Nigeria verladen oder durch das Land weitergeschleust, die illegale Fracht kommt aber auch aus anderen afrikanischen Ländern wie Gabun oder Kamerun. Seit etwa 2017, so schätzte das Team, bildet Nigeria dabei ein Zentrum des afrikanischen Pangolinhandels – obwohl auch dieses Land das Washingtoner Artenschutzabkommen unterzeichnet hat. 2019 gingen nahezu alle von Afrika aus nach Asien geschmuggelten Pangolin-Ladungen von nigerianischen Häfen aus. Ihr Ziel erreicht die Schmuggelware dabei zum Teil auch über europäische Häfen in Frankreich und Holland.

„Das Ausmaß der entdeckten Schmuggelware von tausenden dieser Tiere deutet darauf hin, dass die illegalen Netzwerke für den Pangolinhandel wachsen und von einer steigenden Nachfrage aus Asien getrieben werden“, sagt Emogor. „Wenn sich dies fortsetzt, könnte das das Überleben einiger afrikanischer Pangolin-Arten gefährden.“ Nach Ansicht des Forschungsteams müssen Zoll und andere Behörden hier dringend stärker durchgreifen – und die ertappten Täter auch strenger bestrafen. Denn bisher würden illegale Händler in Nigeria nur selten verhaftet und wenn doch, dann komme der Großteil der Fälle gar nicht erst vor Gericht. „Eine striktere Verfolgung der Händler wäre aber eine Abschreckung“, meint Emogor.

Quelle: University of Cambridge; Fachartikel: Biological Conservation, doi: 10.1016/j.biocon.2021.109365

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