Dass Raucher nicht nur ihre eigenen Gesundheit schädigen, sondern die von passiv Mitrauchenden gleich mit, ist schon länger bekannt. So zeigen Studien, dass das Passivrauchen das Brustkrebs-Risiko von Frauen erhöhen kann, bei Männern häufen sich DNA-Schäden an den Spermien. 2011 stellten Mediziner zudem fest, dass vor allem Kinder rauchender Eltern langfristige Folgen davontragen: So hatten Kinder, die zu Hause dem Zigarettenrauch ihrer Eltern ausgesetzt waren, ein um 21 Prozent erhöhtes Risiko für einen hohen Blutdruck. Seana Gall von der University of Tasmania und ihre Kollegen haben den Grund dafür in der bisher größten und längsten Studie zu den Folgen des Passivrauchens bei Kindern näher untersucht.
Für ihre Studie werteten sie Daten einer finnischen Studie mit 2.401 Teilnehmern und einer australischen mit 1.375 Teilnehmern aus. Bei beiden verfolgten die Forscher den gesundheitlichen Werdegang der Kinder im Alter zwischen drei und 18 Jahren bis ins Erwachsenenalter hinein. Sie stellten unter anderem Fragen nach den Rauchgewohnheiten und Lebensumständen der Eltern. Im Rahmen der medizinischen Tests untersuchten sie zudem die Dehnbarkeit und Dicke der Arterienwände der Kinder in verschiedenen Altersabschnitten. Beide Faktoren gelten als wichtig für die Gefäßgesundheit und den Blutdruck: Je flexibler und dünner die Gefäßwände, desto eher können die Adern Druckunterschiede ausgleichen und so den Blutdruck niedrig halten.
Direkte und irreversible Schäden
Das Ergebnis: „Das Passivrauchen in der Kindheit löst direkte und irreversible Schäden an der Struktur der Arterien aus“, berichtet Gall. Zum einen verloren die Adern an Flexibilität, zum anderen waren die Gefäßwände bei den erwachsenen Kindern rauchender Eltern um 0,015 Millimeter dicker. Dieser Unterschied erscheint nicht sehr groß, aber er reicht bereits aus, um die Adern der Betroffenen im Durchschnitt 3,3 Jahre älter zu machen als die von gleichaltrigen Nichtraucher-Kindern, wie die Forscher erklären. Als Folge sei auch das Risiko für einen späteren Herzinfarkt oder Schlaganfall bei diesen Betroffenen höher. Für einen einzigen Faktor, der nur zeitweilig in der Kindheit einwirkte, sei das bereits ein ziemlich starker Effekt.
Interessanterweise tritt dieser deutliche Effekt des Passivrauchens nur dann auf, wenn beide Eltern rauchen. Bei Studienteilnehmern mit nur einem rauchenden Elternteil registrierten die Forscher die Gefäßschäden nicht. „Wir vermuten, dass das Rauchverhalten anders ist, wenn nur ein Partner raucht – er geht beispielsweise eher auf den Balkon oder in den Garten“, sagt Gall. Dadurch ist auch das Kind weniger dem Rauch ausgesetzt.
„Unsere Ergebnisse belegen einen direkten und überzeugenden Effekt der Belastung durch Rauch in der Umwelt von Kindern auf die spätere Struktur und Funktion der Gefäße“, konstatieren die Forscher. Es sei daher oberste Priorität, die Belastung von Kindern durch Passivrauchen zu minimieren. In Australien, Kanada und den USA existieren bereits Vorschriften, die das Rauchen im Auto verbieten, wenn Kinder an Bord sind. Doch die wichtigste Empfehlung der Wissenschaftler lautet: „Eltern oder werdende Eltern sollten mit dem Rauchen aufhören – das hilft nicht nur ihrer eigenen Gesundheit, sondern schützt auch die ihrer Kinder.“