Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 8,90€/Monat!
Startseite »

Pavianmütter kümmern sich auch um tote Kinder

Erde|Umwelt

Pavianmütter kümmern sich auch um tote Kinder
Pavianmutter
Bärenpavian-Mutter mit ihrem toten Jungtier. (Bild: Alecia Carter/ UCL)

Wie reagieren Tiere auf den Tod eines Artgenossen oder gar ihres Nachwuchses? Spüren sie überhaupt, dass diese tot sind? Diese Frage haben nun Biologen bei Bärenpavianen in Namibia untersucht. Dabei stellten sie fest, dass die Pavianmütter ihre toten Kinder bis zu zehn Tage lang mit sich tragen – obwohl ihr Verhalten zeigt, dass sie sehr wohl wissen, dass diese Jungtiere nicht mehr leben. Dennoch putzen und schützen sie sie. Ein Grund dafür könnte die enge Bindung zwischen Mutter und Kind sein.

Wenn ein geliebter Mensch stirbt, trauern wir und verabschieden uns meist mithilfe tröstender Rituale wie einer Beerdigung. Aber wie ist es mit Tieren? Begreifen sie, was der Tod ist? Erkennen sie überhaupt, dass ein Artgenosse gestorben ist? Bisher ist diese Frage ungeklärt, obwohl es anekdotische Beobachtungen darüber gibt, dass auch Tiere ihre Toten auf gewisse Weise zu verabschieden scheinen. So halten sich Elefanten länger bei ihren gestorbenen Artgenossen auf und berühren sie häufig mit ihrem Rüssel, wie kürzlich eine Studie bestätigte.

Erkennen Affen den Tod?

Bei Affen und Menschenaffen wurde ebenfalls schon häufig beobachtet, dass gerade Affenmütter ihre toten Jungen mit sich herumtragen. „Es gibt viele Hypothesen, mit denen man versucht, die Reaktion von Primaten auf ihren toten Nachwuchs zu erklären“, sagt Erstautorin Alecia Carter von der Universität Montpellier. So vermuten einige, dass die Affen vielleicht zunächst gar nicht erkennen, dass ihre Kinder tot sind, andere gehen davon aus, dass die kindlichen Merkmale selbst beim toten Nachwuchs ein mütterliches Verhalten auslösen oder dass Hormone dafür verantwortlich sind. Möglich wäre jedoch auch, dass die Affenmütter ähnlich wie wir Menschen zur Trauer fähig sind und dass ihre Reaktion auf die Toten von der Intensität der sozialen Bindung zu Lebzeiten abhängt.

Welche dieser Hypothesen zutreffen könnte, haben Carter und ihre Kollegen nun an wildlebenden Bärenpavianen (Papio ursinus) in Namibia untersucht. Diese in den trockenen Wüstengebieten dieser Region lebenden Paviane besitzen ein komplexes Sozialgefüge. In ihren Gruppen leben 20 bis 100 Tiere in einer stark von männlichen und weiblichen Hierarchien geprägten Sozialstruktur zusammen. Trotz einer promiskuitiven Paarung können Weibchen vorübergehend engere „Freundschaften“ mit dem Vater ihres aktuellen Nachwuchses bilden. Die Forscher beobachten das Verhalten von zwei Paviangruppen seit dem Jahr 2000 und haben nun näher untersucht, wie sich die Pavianmütter beim Tod ihrer Jungtiere verhalten.

Mütter tragen tote Kinder mit sich und beschützen sie

Es zeigte sich: Bei den zwölf im Laufe der Zeit beobachteten Todesfällen kümmerte sich die Pavianmutter in den meisten Fällen auch nach dem Tod des Jungtiers weiter darum. In acht Fällen trugen die Mütter den Kadaver mindestens einen Tag mit sich herum – teilweise bis zu zehn Tage lang. In drei Fällen wurde das tote Jungtier auch von anderen Angehörigen der Gruppe getragen. „Die Pavianmütter sowie nicht verwandte Artgenossen wurden auch dabei beobachtet, dass sie die toten Jungtiere putzten“, berichten Carter und ihre Kollegen. Selbst einige der männlichen „Freunde“ der Pavianmütter groomten den Kadaver und verteidigten ihn sogar gegen andere Paviane. „Das ist überraschend, weil man das in früheren Studien noch nie beobachtet hat“, sagt Carters Kollegin Elise Huchard.

Anzeige

Doch was sagt dieses Verhalten über die Haltung der Paviane zum Tod aus? Erkennen sie möglicherweise tatsächlich nicht, dass dieses Affenjunge tot ist? Nach Ansicht der Forscher ist dies eher unwahrscheinlich. Denn wie sie beobachteten, behandelten die Mütter die Kadaver deutlich anders als lebende Jungtiere. Beispielsweise zogen sie diese teilweise an einem Arm oder Bein hinter sich her. „Ein solches Verhalten haben wir bei unseren Bärenpavianen gegenüber lebenden Jungtieren nie beobachtet“, so Carter und ihre Kollegen. Ihrer Ansicht nach wissen die Pavianmütter sehr wohl, dass ihr Junges gestorben ist, können sich aber dennoch nicht sofort von ihm trennen.

Einer der Gründe dafür könnte sein, dass die Mutter-Kind-Bindung so stark ist, dass sie zumindest eine Zeitlang selbst über den Tod hinaus anhält. „Einmal gebildet, ist dieses Band nur schwer zu trennen“, so Carter. „Warum nur einige Mütter ihre toten Kinder tragen und sie beschützen, ist allerdings weniger klar.“ Auch ob die Pavianmütter Trauer empfinden, lässt sich noch nicht sagen – weil dieses Gefühl sich allein aufgrund des Verhaltens nicht belegen lässt.

Quelle: University College London Fachartikel: Royal Society: Open Science, doi: 10.1098/rsos.192206

Anzeige
natur | Aktuelles Heft
Reizvolle Regionen
Aktueller Buchtipp

Anzeige
Grünstoff – der Medientipp des Monats
Serie: Hervorragend – Junge Menschen und ihr Engagement
Wissenschaftslexikon

Hau|fen|wol|ke  〈f. 19; Meteor.〉 = Kumuluswolke

Arzt  〈m. 1u〉 Medizin–, Heilkundiger mit Hochschulausbildung u. Approbation ● den ~ konsultieren; praktischer ~ 〈nur noch umg.〉 Arzt, der sich nicht auf ein Fachgebiet spezialisiert hat; … mehr

Pen|um|bra  auch:  Pe|numb|ra  〈f.; –; unz.; Astron.〉 Randgebiet um den Kern eines Sonnenflecks … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige