„In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat die Europäische Union 41 Milliarden Euro in Maßnahmen gesteckt, die der ökologischen Gesundheit ländlicher Regionen dienen sollen“, sagt Margaret Couvillon von der University of Sussex in Brighton. Doch bisher gibt es der Biologin zufolge wenige Untersuchungen über den Erfolg dieser Projekte, denn der Aufwand entsprechender Datenerfassungen ist groß. Doch das könnte sich nun ändern, denn mit der neuen Methode können sich Wissenschaftler die schweißtreibende Wald-und Wiesen-Forschung ersparen: Es reicht der Blick in einen Bienenstock, ausgerüstet mit Winkelmesser und Stoppuhr.
Durch den Schwänzeltanz können erfolgreiche Sammlerinnen ihren Kolleginnen präzise mitteilen, wo es viel Pollen und Nektar zu holen gibt. Der Winkel, mit dem sie über die Wabe wackeln, vermittelt den Beobachterinnen dabei die Richtung, der sie vom Stock aus folgen müssen. Die Tanz-Geschwindigkeit gibt ihnen wiederum Informationen über die Entfernung zum Ziel: Je weiter die Futterquelle vom Bienenstock weg ist, desto heftiger schwänzelt die Biene – der Ablauf des Tanzes verlängert sich also.
Hier bietet Artenvielfalt nachhaltig Bienenfutter
Für ihre Studie erfassten die Forscher nun gezielt dieses Tanzverhalten bei drei Bienenvölkern, bei deren Einzugsgebiet es sich um ein 94 Quadratkilometer großes Areal in Sussex handelte. Ihre Datenanalysen umfassten nach drei Jahren die Informationen von insgesamt 5.484 einzelnen Tänzen. Als nachhaltig beliebtestes Zielgebiet der Bienen offenbarte sich ein Ort namens Castle Hill. Es handelt sich dabei um das einzige Naturschutzgebiet im Einzugsbereich der untersuchten Bienenvölker. Aber auch Gebiete, in denen ökologische Maßnahmen durchgeführt worden waren, erwiesen sich als reich frequentierte Sammelgebiete der Bienen. Nur Bereiche, die nach den Vorgaben des ökologischen Konzepts des Organic Entry Level behandelt worden waren, schnitten nicht so gut ab, berichten die Forscher. Ihnen zufolge liegt das wahrscheinlich daran, dass bei diesem Ansatz regelmäßig gemäht wird.
Die Untersuchungen zeigen, dass Bienen ideale Bioindikatoren zur Einschätzung der ökologischen Qualität weitläufiger Gebiete darstellen, sagen die Forscher. „Man stelle sich die Zeit, den Personalbedarf und die Kosten vor, die Begehungen und Untersuchungen vor Ort erfordern würden“, betont Couvillon. „Wir lassen das die Bienen erledigen“. Der Begriff Arbeits-Biene bekommt dadurch eine ganz neue Dimension, sagen die Wissenschaftler.