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Pestizide: Giftiger durch Zusatzstoffe

Erde|Umwelt

Pestizide: Giftiger durch Zusatzstoffe
Honigbiene
Honigbiene auf einer Blüte. (Bild: kojihirano/ iStock)

In jüngster Zeit zeigt sich immer mehr, dass viele gängige Pestizide bienenschädlicher sind als lange angenommen. Jetzt haben Forscher einen weiteren, bisher unterschätzten Faktor entdeckt: die vermeintlich harmlosen Zusatzstoffe der Pestizid-Präparate. Für sich genommen sind sie zwar tatsächlich unschädlich für Bienen, aber in Verbindung mit einem Neonicotinoid machen sie dieses jedoch giftiger, wie nun eine Studie enthüllt. Die Mischungen erwiesen sich als akut toxisch und störten auch die Fortpflanzung der Insekten.

Wirkstoffe aus der Gruppe der Neonicotinoide stehen seit längerem im Verdacht, für Bienen schädlich zu sein. Diese Spritzmittel sollen Nutzpflanzen gegen Blattläuse und andere Schadinsekten schützen, indem sie deren Nervensystem schädigen. Für Bienen und Hummeln galten diese Pestizide dagegen lange als harmlos. Doch inzwischen belegen Studien, dass einige Neonicotinoide auch das Nervensystem und die Abwehr von Honigbienen, Hummeln und anderen Hautflüglern schädigen. Die drei Wirkstoffe Imidacloprid, Clothianidin und Thiamethoxam sind deshalb inzwischen in der EU für den Einsatz im Freiland verboten.

Die Mischung machts

Allerdings mehrt sich inzwischen der Verdacht, dass auch andere, noch als unschädlich eingestufte Neonicotinoide bienenschädlich sein können, wenn sie in Kombination mit anderen Pestiziden oder aber mit Zusatzstoffen ausgebracht werden. Solche Adjuvantien sind den gängigen Präparaten in der Regel beigemischt, um die Mittel besser spritzbar zu machen oder sie besser an den Pflanzen haften zu lassen. Weil sich diese Chemikalien in Zulassungstests als unschädlich für Bienen erwiesen haben, galten sie bisher als harmlos.

Ob dies wirklich der Fall ist, haben nun Lang Chen von der Chinesischen Akademie für Agrarwissenschaften und seine Kollegen näher untersucht. Für ihre Studie setzten sie Honigbienen im Labor und in Versuchs-Bienenstöcken ihres Instituts gehaltenen Bienen drei gängigen Adjuvantien entweder jeweils pur oder aber in Kombination mit dem Neonicotinoid Acetamiprid aus. Die Pestizidkonzentration lag bei fünf Prozent, die der Adjuvantien NMP, Silwet L-77 und Triton X-100 jeweils bei zehn Prozent. Dies entspreche gängigen Dosierungen beim Einsatz der Mittel, so die Forscher.

Höhere Mortalität und gestörte Fortpflanzung

Die Experimente ergaben: „Für sich genommen verursachten die drei Adjuvantien keine signifikante akute Toxizität für die Honigbienen“, berichten Chen und sein Team. Das aber änderte sich, wenn die Testlösung zusätzlich das Pestizid enthielt: In den Labortests erwiesen sich diese Mischungen als akut giftig für die Bienen und als deutlich toxischer als das Neonicotinoid allein. Schon nach Kontakt mit den Mischungen starben signifikant viele Tiere, wie die Forscher feststellten. Bei den Tests unter freilandähnlichen Bedingungen zeigte sich Ähnliches: Vor allem der Zusatzstoff Silwet L-77 gemeinsam mit dem Neonicotinoid Acetamiprid erhöhte die Mortalität der Honigbienen vier Tage nach der Applikation signifikant.

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Durch die Pestizid-Adjuvans-Mischungen sank auch die Flugaktivität der Bienen im behandelten Stock deutlich. Zwei Wochen nach der Applikation hatte dieser Bienenstock zudem signifikant weniger Puppen produziert, wie die Forscher berichten. Das spricht dafür, dass die Chemikalien-Kombination für die Bienen nicht nur akut giftig ist, sondern auch ihre Fortpflanzung stört. „Pestizid-Adjuvantien könnten demnach ein wichtiger Faktor sein, der die Toxizität von Neonicotinoiden für Honigbienen erhöht“, konstatieren Chen und seine Kollegen. „Es sollten daher Maßnahmen ergriffen werden, um das Umweltrisiko von Adjuvantien im Prozess der Formulierung und Zulassung besser zu erfassen und einzugrenzen.“

Quelle: Society of Environmental Toxicology and Chemistry; Fachartikel: Environmental Toxicology and Chemistry, doi: 10.1002/etc.4515

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