Ein scheinbar unlösbares Problem löst sich oft wie von alleine, wenn man eine Nacht darüber geschlafen hat. Jan Born von der Universität Lübeck und seine Kollegen konnten diese Erfahrung nun auch wissenschaftlich belegen: In ihren Experimenten kamen mehr als doppelt so viele Probanden auf die kreative Lösung eines Problems, wenn sie eine Nacht darüber schlafen konnten. Das berichten die Forscher in der Zeitschrift Nature (Band 427, S. 352).
Um den Wahrheitsgehalt des Sprichworts “Den Seinen gibt´s der Herr im Schlaf” zu untersuchen, überlegten sich die Forscher einen ausgeklügelten Test: Die Testpersonen bekamen die Aufgabe, Zahlenreihen nach zwei vorgegebenen Regeln zu bearbeiten, um die letzte Zahl als Lösung angeben zu können. Die dafür benötigte Zeit wurde gemessen. Nicht bekannt war den Teilnehmern, dass es dabei auch einen schnelleren Weg zur Lösung gab.
Die Probanden konnten nach Einübung dieser Aufgabe entweder acht Stunden schlafen, oder sie hatten den Tag oder die Nacht über wach zu bleiben. Dann wurden sie erneut vor die selbe Aufgabe gestellt. 60 Prozent der Ausgeschlafenen konnten das Problem lösen, aber nur 22 Prozent derjenigen, die wach gewesen waren.
Die unterschiedliche Tageszeit oder die Müdigkeit der Probanden hatten dabei praktisch keinen Effekt, schreiben die Wissenschaftler. Auch habe die bessere Bewältigung der Aufgabe nichts mit Lernen durch Übung zu tun. Was dabei im Gehirn genau vorgeht, ist jedoch nicht bekannt. Der Schlaf sei eben doch nicht so unproduktiv, wie viele Menschen glauben, erläutern Pierre Maquet und Perrine Ruby die Ergebnisse in einem begleitenden Kommentar in “Nature”.
bdw ? Karin Otzelberger