Menschen, die an Prosopagnosie leiden und sich daher Gesichter kaum merken können, erkennen noch am ehesten Gesichter mit einem starken emotionalen Ausdruck. Das haben niederländische und amerikanische Wissenschaftler in Versuchen mit Prosopagnosie-Patienten festgestellt. Die Krankheit entsteht durch Schäden bestimmter Gehirnregionen. Durch die Emotionen werden nun andere Bereiche des Gehirns aktiviert, wodurch die Patienten ihr Defizit teilweise wieder ausgleichen können. Das berichten die Forscher in der Fachzeitschrift PNAS (Online-Vorabveröffentlichung, ab 20. Oktober unter DOI: 10.1073, PNAS. 1735530100).
Schon länger ist bekannt, dass Menschen mit Prosopagnosie zwar Personen nicht am Gesicht identifizieren, den jeweiligen Ausdruck des Gesichts wie Ärger oder Freude jedoch verstehen können. Die Krankheit entsteht durch Unfälle oder auch Schlaganfälle, die den Betroffenen die Fähigkeit rauben, ein Gesicht als Ganzes zu sehen. Die Patienten achten in den meisten Fällen nur noch auf einzelne Teile des Gesichts.
Beatrice de Gelder von der Universität von Tilburg (Niederlande) und ihre Kollegen fanden nun in ihrer Studie mit sieben Prosopagnosie-Patienten heraus, wie die verloren gegangene Fähigkeit zumindest zum Teil wiedererlangt werden kann. Die Forscher zeigten den Studienteilnehmern neutrale und durch Emotionen gefärbte Gesichter und testeten die Wiedererkennensrate. Gleichzeitig verfolgten sie mittels Kernspin die Aktivität verschiedener Gehirnregionen der Patienten.
Es zeigte sich, dass die Patienten emotionsgeladene Gesichter deutlich besser erkannten. Bei Menschen ohne diese Gehirnschäden verschlechtere ein emotionaler Ausdruck dagegen die Fähigkeit zur Identifikation, erklären die Forscher. Überraschend sei weiterhin, dass bei den Prosopagnosie-Patienten Gehirnregionen aktiv würden, die normalerweise nicht an der Identifikation von Gesichtern beteiligt sind. Die Ergebnisse könnten die Rehabilitation betroffener Menschen erleichtern, hoffen die Forscher.
ddp/bdw ? Stefanie Offermann