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Rekordverdächtiger Flieger

Palmen-Schädling fliegt 50 Kilometer an nur einem Tag

Rekordverdächtiger Flieger
Palmrüssler
Der Rote Palmrüssler ist ein gefürchteter Palmen-Schädling (Foto: gemeinfrei)
Beliebt ist der Rote Palmrüssler nicht gerade, denn seine gefräßigen Larven können Palmenhaine in Windeseile zerstören. Wie sich dieser eingeschleppte Schädling so schnell im gesamten Mittelmeerraum ausbreiten konnte, zeigt jetzt ein Experiment: Er ist ein gekonnter Langstreckenflieger.

Ursprünglich ist der Rote Palmrüssler (Rhynchophorus ferrugineus) in Asien beheimatet: Von Thailand bis zu den Philippinen kommt der zwei bis drei Zentimeter große Käfer dort vor und legt seine Eier in kleine Ritzen oder Gänge von Kokospalmen. Wenn seine Larven schlüpfen, fressen sie sich zu hunderten durch das saftige Innere der Palmen. Die Folge: Die Bäume vertrocknen und sterben ab.

Um 1980 gelangte dieser Schädling über importierte Palmen auch in den Mittelmeerraum und nach Nordafrika und hat sich hier seitdem rasend schnell ausgebreitet. Allein auf Mallorca hat der Palmrüssler bereits fast 10.000 Palmen befallen, in anderen Gegenden ist es kaum besser. Und sonderlich wählerisch ist der Käfer leider auch nicht: Er befällt 40 verschiedene Palmenarten.

Gut 50 Kilometer in 24 Stunden

Das Geheimnis hinter dem gefräßigen Eroberungszug dieses Käfers haben nun Forscher aus den USA und Saudi-Arabien untersucht. Ihr Verdacht: Der Palmrüssler kommt so weit herum, weil er ein gewiefter Langstreckenflieger ist. Um das zu testen, fingen die Wissenschaftler 192 Käfer ein und befestigten sie an einer Art Geschirr. Dieses wirkte wie ein Laufrad für die Insekten und registrierte, wie weit und ausdauernd diese flogen, ohne dass diese sich wirklich weit von der Stelle bewegten.

Und tatsächlich: Fast 40 Prozent der Palmrüssler legte mehr als zehn Kilometer in der Luft zurück, elf Prozent schafften sogar zwischen 30 und 40 Kilometer in 24 Stunden. Und immerhin vier Prozent der Käfer schafften in dieser Zeit sogar mehr als 50 Kilometer. „Das spricht dafür, dass diese großen Rüsselkäfer die Fähigkeit besitzen, lange Distanzen in relativ kurzer Zeit zurückzulegen“, sagen die Forscher.

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Keine guten Aussichten für die Palmen

Für die Palmen des Mittelmeerraums sind dies keine sehr guten Nachrichten, denn es bedeutet, dass die gefräßigen Schädlinge sich unabhängig vom Wind selbst über das Wasser verbreiten können. „Seine gute Flugfähigkeit erleichtert es dem Palmrüssler, sich schnell auszubreiten und auch weiter auseinander liegende Ressourcen zu kolonisieren“, konstatieren die Wissenschaftler. Zwar verlieren die Käfer bei ihren Langstreckenflügen bis zu einem Drittel ihres Körpergewichts, aber wenn am Ende frische Palmen locken, ist dies die Anstrengung wohl wert.

Um den Palmenschädling anders als mit einem Insektizid fernzuhalten, werden zurzeit mehrere Methoden getestet. So hat eine italienische Firma einen Mikrowellenkragen entwickelt, der den Palmen umgelegt wird und die Käfer abschrecken soll. Ein weiterer Versuch umfasst das Tränken von Stamm und Palmwedelbasen mit einer Pilzlösung. Der Pilz befällt die Eier und Larven des Käfers und verhindert so, dass sie sich durch Palmeninnere fressen.

Quelle: Entomological Society of America, Fachartikel: Journal of Economic Entomology, doi: 10.1093/jee/tov240

© natur.de – Nadja Podbregar
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