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Riechen mit Gefühl

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Riechen mit Gefühl
Die Empfindlichkeit des menschlichen Geruchssinns steigert sich stark, wenn ein Geruch mit Gefahr verbunden ist. Das haben Forscher der Northwestern University in Chicago herausgefunden. Für ihr Experiment ließen sie Probanden an drei Flüssigkeiten riechen ? zwei der Flüssigkeiten waren identisch und die dritte Probe roch sehr ähnlich. Zu Beginn des Versuchs konnten die Teilnehmer kaum einen Unterschied zwischen den Flüssigkeiten erschnüffeln. Die Erkennungsrate verdoppelte sich jedoch, als die Forscher den Testpersonen harmlose Elektroschocks verpassten, wann immer sie an einer bestimmten Flüssigkeit rochen. Nach dieser Konditionierung konnten die Teilnehmer die Flüssigkeiten wesentlich besser unterscheiden, berichten Forschungsleiter Wen Li und seine Kollegen.

Die Wissenschaftler ließen die Testpersonen an Proben schnuppern, die sogenannte Enantiomere enthielten ? das sind Stoffe, die sich chemisch praktisch nicht voneinander unterscheiden, wie beispielsweise die rechtsdrehende und die linksdrehende Milchsäure. Mit Hilfe einer funktionellen Magnetresonanztomographie beobachteten die Forscher, wie sich die im Experiment beobachtete Wahrnehmungsänderung im Gehirn niederschlug: Vor allem im olfaktorischen Cortex, der für die Verarbeitung von Gerüchen zuständigen Hirnregion, stellten sie veränderte Aktivitätsmuster fest. Für die Forscher ist das ein Hinweis, dass sich schlechte Erfahrungen nicht nur in konditionierten Reflexen niederschlagen, sondern schon im Vorfeld die sinnliche Wahrnehmung steigern.

Während der Evolution habe es sich für Menschen als wichtig erwiesen, schnell zwischen ähnlichen Sinneseindrücken unterscheiden zu können, erklären die Forscher. So sei es für frühe Menschen vorteilhaft gewesen, den Geruch eines 175 Kilogramm schweren Löwen von dem einer drei Kilogramm schweren Hauskatze zu unterscheiden. Auch heute noch reiche daher eine einzelne negative Erfahrung, um einen derartigen Lernprozess auszulösen.

Wen Li (Northwestern University, Chicago) et al.: Science, Band 319, S. 1842 ddp/wissenschaft.de ? Markus Zens
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