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Saures Wasser führt Jungfische in die Irre

Ozean-Versauerung stört die Orientierung

Saures Wasser führt Jungfische in die Irre
Korallenriff
Korallenriff
Verloren im offenen Meer: Nimmt die Versauerung der Meere zu, dann könnte dies fatale Folgen für die Fische in Korallenriffen haben. Denn die Jungfische dieser Arten verlieren im sauren Wasser die Orientierung, wie ein Experiment belegt. Sie irren dann im Meer herum, statt ein neues Riff zu finden.

Ein Korallenriff bietet vielen Fischarten einen geschützten Lebensraum: Die orange-weißen Clownsfische beispielsweise verbringen fast ihr gesamtes Erwachsenenleben im Schutz einer Seeanemone. Doch als Jungtiere müssen die meisten dieser Riffbewohner eine gefährliche Reise hinter sich bringen: Die Fischlarven schwimmen teilweise über hunderte Kilometer durch das offene Meer, um sich eine neue Bleibe zu suchen.

Immer den Geräuschen nach

Bei dieser ohnehin gefährlichen Wanderung könnte den Fischlein in Zukunft eine neue Gefahr drohen: die Meeresversauerung. Denn diese kann die Orientierung der Fischlarven empfindlich stören, wie Forscher nun herausgefunden haben. Man weiß, dass die Fischlarven die Geräusche des Ozeans nutzen, um nach einem passenden Riff oder Mangrovenwald zu suchen. „Die dort lebenden Krebse und anderen Lebewesen erzeugen unter anderem beim Fressen Laute, denen die Babyfische folgen“, erklärt Tullio Rossi von der University of Adelaide.

Doch wenn der CO2-Gehalt und damit auch der Säuregrad des Meerwassers erhöht wird, beeinflusst dies sowohl die Hörfähigkeit der Jungfische als auch ihr Verhalten, wie ein Experiment von Rossi und seinen Kollegen zeigte. Sie hielten dafür eine Gruppe Fischlarven in Wasser, durch das Luft mit einem vierfach erhöhten CO2-Gehalt geleitet wurde – einem Wert, wie er im Extremfall zum Ende dieses Jahrhunderts vorkommen könnte. Als Folge sank der pH-Wert von 8,19 auf 7,7.

Taub für die akustischen Wegweiser

Zunächst schien die Versauerung sogar eher positive Effekte zu haben: Die Fischlarven schlüpften früher und entwickelten sich schneller. Doch die Jungfische verhielten sich anders als normal: Spielten ihnen die Forscher die normalerweise lockenden Riffgeräusche vor, schwammen sie nicht darauf zu, sondern flüchteten sogar vor ihnen. Nur in einem kleinen Zeitfenster von rund drei Tagen reagierten die Fischlarven normal und nutzen die Laute als Wegweiser.

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Zudem erschienen die Fische deutlich ängstlicher und wagten sich kaum aus ihren Verstecken heraus. Wie sich zeigt, macht das saure Wasser die Fische für den größten Teil ihrer Larvenzeit schlicht taub für die Geräusche des Ozeans. „Wenn das Meerwasser durch die erhöhte Aufnahme von CO2 saurer wird, beeinträchtigt dies die neuronalen Schaltkreise im Gehirn der Fischlarven“, berichtet Rossi.

Verloren im offenen Meer

Dieser Einfluss der Ozean-Versauerung könnte fatale Folgen für das langfristige Überleben der Korallenfische haben: Ihrer akustischen Orientierung beraubt, verirren sich die Jungfische auf ihrer Wanderung in den neuen Lebensraum. Statt ein neues Riff zu finden, schwimmen sie orientierungslos im offenen Meer umher und werden dort leichte Beute von Raubfischen.

„Eine solche Veränderung des Verhaltens könnte die Fischpopulationen ernsthaft beeinträchtigen“, warnt Rossis Kollege Ivan Nagelkerken. „Denn es senkt die Zahl der Jungfische, die neue, sichere Habitate finden und verringert ihre Fähigkeit, Futter zu finden.“ Die Menschheit hat allerdings die Chance, umzusteuern. „Wir haben noch die Möglichkeit, dieses Worst-Case-Szenario zu verhindern, indem wir unsere CO“-Emissionen senken“, sagt Rossi.

Quelle: University of Adelaide, Fachartikel: Royal Society Proceedings B, doi: 10.1098/rspb.2015.1954

© natur.de – Nadja Podbregar
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