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Schadstoffe gefährden heimische Fledermäuse

Erde|Umwelt

Schadstoffe gefährden heimische Fledermäuse
Fledermäuse

Der Bestand der Fledermaus-Kolonien in Europa geht seit Jahrzehnten stetig zurück. Dafür ist nicht nur eine Einschränkung des Nahrungsangebots und des Lebensraums verantwortlich, sondern auch eine erhöhte Belastung mit Schadstoffen, wie eine neue Studie zur Kleinen Hufeisennase zeigt. Demnach gefährden vor allem Blei und Cadmium, aber auch organische Umweltgifte den Fortbestand der heimischen Fledermaus.

In Europa bevölkerten einst Scharen von Fledermäusen Felder, Höhlen und Siedlungen, doch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts begann ihr Bestand stetig zu sinken. Inzwischen sind die Zahlen des einzigen flugfähigen Säugetiers so stark zurückgegangen, dass dort, wo früher hundert Fledermäuse lebten, heute nur noch eine zu finden ist. Ein Grund dafür ist der starke Rückgang von Insekten, welche die Hauptnahrungsquelle der Fledermäuse darstellen. Doch die Tiere sind auch zunehmend durch eine Einschränkung ihres Lebensraums bedroht. Zum einen stören die künstlichen Lichter bei Nacht den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus der nachtaktiven Tiere. Zum anderen nehmen etwa Gebäudesanierungen den Tieren die Nischen und Schlupflöcher, die sie brauchen, um ein Sommer- oder Winterquartier beziehen zu können.

Schadstoffbelastung im Visier

Doch es gibt noch einen weiteren Faktor, der für den Rückgang der Fledermausbestände verantwortlich ist: eine Belastung durch Schadstoffe. Wie schwerwiegend diese tatsächlich für den Fortbestand der Tiere sind, zeigt eine aktuelle Studie zu den Beständen der Kleinen Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros) im Bayerisch-Tiroler Alpenraum unter der Leitung von Birgit Schlick-Steiner von der Universität Innsbruck. Die Kleine Hufeisennase, eine der kleinsten in Europa heimischen Fledermausarten, ist so groß wie ein Daumen und lebt bis zu drei Jahrzehnte lang. Auch ihre Bestände haben zwischen 1950 und 1980 extrem abgenommen.

Um herauszufinden, woran das liegt, untersuchten die Forschenden die Konzentration von Blei und Cadmium im Kot der Tiere. Beides sind anorganische Schwermetalle, die bereits in kleinen Konzentrationen toxische Auswirkungen auf den Stoffwechsel haben können. Das Ergebnis: Sowohl Blei also auch Cadmium lagen in deutlich erhöhten Konzentrationen vor. Dabei gibt es laut der Forschenden einen Zusammenhang zwischen dem Aussterben von Kolonien der Kleinen Hufeisennase und den erhöhten Bleiwerten. „Die Schwermetalle verursachen bei Fledermäusen Koordinationsprobleme, die den Jagderfolg reduzieren oder sogar zur Flugunfähigkeit führen können“, erklärt Birgit Schlick-Steiner.

Kraftstoffe, Lacke und andere anthropogene Quellen

Die Schadstoffe stammen vermutlich aus Kraftstoffen, aber zumindest teilweise auch aus der Industrie sowie manchen Lacken und Verunreinigungen von Kunstdünger in der Landwirtschaft. Zusätzlich zu den Schwermetallen haben die Wissenschaftler auch organische, auf Kohlenstoffbindungen basierende Schadstoffe in potenziell gefährlichen Mengen entdeckt. Diese sind nur schwer abbaubar, lagern sich in den Fettreserven der Tiere ein und vermindern somit ihren Fortpflanzungserfolg.

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Um die heimischen Fledermauskolonien langfristig erhalten zu können, plädieren Schlick-Steiner und ihre Kollegen dafür, die Schadstoffbelastung in der Umwelt stärker zu reduzieren. „Wir sollten auf hoch toxische Holzschutzmittel verzichten und keinesfalls Altbestände aufbrauchen“, mahnt Schlick Steiner. „Auch schwermetallhaltige Produkte wie manche industriell produzierten Düngemittel und Lacke sollten nicht mehr eingesetzt werden“. Zusätzlich sollte behandeltes Altholz nicht mehr als Brennholz verwendet, sondern fachgerecht entsorgt werden, um eine Freisetzung der für Tiere – aber auch für Menschen – schädlichen Schwermetalle zu verhindern.

Kleine Hufeisennase findet immer weniger Lebensraum

Die Studie bestätigten zudem, dass die Kleinen Hufeisennasen auch durch andere Faktoren in ihrem Bestand gefährdet sind. So stellten Schlick-Steiner und ihr Team eine deutliche Einschränkung der Lebensräume der Kleinen Hufeisennase durch einen Rückgang der Laubwälder fest. Der Mangel an Rückzugsorten für die Fledermäuse sollte vor allem durch ein Umdenken in der Bauweise gestoppt werden, meint Schlick-Steiner: „Es sollten vor allem im ländlichen Raum wieder frei zugängliche, unbeleuchtete Ein- und Ausflugsmöglichkeiten in Dachstühlen geschaffen und der Anteil von Laubbäumen in Wäldern erhöht werden, damit Fledermäuse sich wieder ansiedeln können“.

Quelle: Universität Innsbruck

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