Die nun ausgewerteten Studien waren von verschiedenen Forschern aus Polen und Italien zwischen 1992 und 2003 publiziert worden. Sie umfassten insgesamt 643 Tumorpatienten, die täglich Melatonin eingenommen hatten. Dabei kam das Hormon entweder allein zum Einsatz oder ergänzte eine Chemotherapie. Die Patienten litten an verschiedenen Arten von Krebs wie Lungen-, Haut-, Nieren- oder Brustkrebs.
Die Auswertung aller zehn Studien erbrachte dasselbe Ergebnis: Die Melatoninzufuhr verringerte das Sterberisiko der Patienten um 34 Prozent. Dieser Effekt zeigte sich sowohl bei verschiedenen Hormonmengen als auch unterschiedlichen Krebsarten. Die verwendeten Hormondosen waren mit 10 bis 40 Milligramm täglich allesamt sehr hoch. Dagegen werden für die Behandlung von Schlafstörungen oder Jetlag, für die Melatonin ebenfalls eingesetzt wird, nur Mengen zwischen 1,5 und 5 Milligramm verabreicht. Die Teilnehmer der zehn Studien meldeten aber dennoch keine schweren Nebenwirkungen.
Die Forscher halten das Resultat ihrer Analyse für sehr vielversprechend, mahnen aber zur Vorsicht bei der Interpretation. So gehörten beispielsweise alle an den Studien beteiligten Wissenschaftler demselben Forschungsnetzwerk an. Das müsse zwar nicht unweigerlich eine Verzerrung der Daten bedeuten, sagen die Forscher. Dennoch sollte der gefundene positive Effekt von Melatonin auf die Überlebenschancen von Krebspatienten durch unabhängige Blindstudien bestätigt werden.