Insgesamt lag die Ghrelinmenge im Blut der Übergewichtigen niedriger als bei den Schlanken. Den größten Unterschied fanden die Wissenschaftler jedoch bei den Schwankungen der Ghrelinkonzentration: Bei den schlanken Teilnehmern stieg der Ghrelinspiegel über Nacht stark an, wobei das Maximum des Anstiegs zwischen Mitternacht und sechs Uhr in der Früh lag. Bei den übergewichtigen Probanden dagegen konnten die Forscher keine verstärkte Ghrelin-Produktion beobachten. Weder der Adiponectin- noch der Leptinspiegel zeigten ähnliche Abweichungen zwischen schlanken und übergewichtigen Teilnehmern.
Yildiz und seine Kollegen vermuten nun, dass nicht wie bislang angenommen die insgesamt verminderte Ghrelinmenge im Blut Übergewichtiger ein wichtiger Faktor bei der Gewichtskontrolle ist. Ihrer Ansicht nach spielen vielmehr die Unterschiede im Verlauf des Hormonspiegels die Schlüsselrolle. Die Forscher hoffen nun, mit ihren Ergebnisse einen neuen Therapieansatz gegen Übergewicht gefunden zu haben.
Bestimmte Schwankungen der Ghrelinkonzentration im Tagesverlauf sind schon länger bekannt: So schüttet der Körper das Hormon vor den Mahlzeiten verstärkt aus. Nach dem Essen sinkt der Hormonspiegel dann wieder auf sein ursprüngliches Niveau. Es wird angenommen, dass das Hormon dem Gehirn auch den Sättigungszustand des Magens meldet. So empfinden zum Beispiel Menschen, die an dem genetisch bedingten Prader-Willi-Syndrom leiden, kein Sättigungsgefühl und haben ständig Hunger. Bei ihnen sind die Ghrelin-Werte im Blut bis zu fünfmal höher als bei anderen Menschen.