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Schlaue Neugeborene

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Schlaue Neugeborene
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Neugeborenes (thinkstock)
Schon neugeborene Kinder verstehen instinktiv einen fundamentalen Zusammenhang: Die Dimensionen von Zahl, Zeit und Raum sind miteinander verbunden. So lässt sich beispielsweise die Dauer eines Tons durch eine Linie bestimmter Länge darstellen: Je länger der Ton, desto länger die Linie. Auch die Menge von Objekten ist auf ähnliche Weise mit dem Platz verknüpft, den sie einnehmen. Ein Experiment mit Neugeborenen belegt nun, dass wir Menschen diese Verbindung schon von Geburt an begreifen – wir müssen sie nicht erst durch Erfahrung lernen.

Für uns ist das ein fast instinktives Wissen: Wir ordnen eine höhere Zahl fast automatisch einem längeren Ton zu, eine kleinere Zahl einem kürzeren. Umgekehrt verbinden wir eine kurze Linie mit einem kurzen Ton, eine lange mit einem langen Ton. Diese Verbindungen zwischen den Dimensionen von Raum, Zeit und Zahl lernen wir nicht explizit, wir scheinen es einfach zu begreifen. „Die Neigung, numerische Größen durch die Länge von Linienabschnitten darzustellen, findet sich in allen Kulturen und Regionen und auch schon in der frühen Geschichte der Menschheit“, erklären Maria Dolores de Hevia von der Sorbonne in Paris und ihre Kollegen. Auch Kinder im Alter von acht bis neun Monaten verstehen diesen Zusammenhang.

Die große Frage aber ist:  Haben sie dies gelernt, indem sie schon von frühester Kindheit an beobachteten, dass beispielsweise größere Mengen von Etwas auch mehr Raum einnehmen und Worte mit mehr Silben länger dauern? Oder ist dieses Wissen möglicherweise angeboren? „Es könnte sein, dass der menschliche Geist dazu veranlagt ist, diese drei fundamentalen Dimensionen schon vor den ersten Erfahrungen zu verbinden“, mutmaßen die Forscher. Um das zu klären, führten sie Experimente mit 7 bis 94 Stunden alten Neugeborenen durch. Für die Versuche lernten die Säuglinge zunächst, ein Fantasiewort bestimmter Dauer mit einer auf einem Bildschirm erscheinenden Linie zu verbinden. Im eigentlichen Test veränderte sich die Wortlänge und gleichzeitig erschien nun entweder eine Linie, die der ursprünglichen Wortlänge entsprach, oder eine, die der des neuen Wortes entsprach.

Blick verrät instinktives Begreifen

Die Frage war nun, wie sich die Blickdauer der Neugeborenen verändern würde. „Wenn schon Kinder schon von Geburt an sensibel sind für die Verbindung verschiedener Größendimensionen, dann sollten sie unterschiedlich reagieren, je nachdem, ob sich Wort und Linie in die gleiche Richtung verändern oder nicht“, erklären de Hevia und ihre Kollegen. Und tatsächlich: Erklang ein längeres Wort als erwartet, dann schauten die Kinder die längere Linie länger an. Die kürzere Linie dagegen beachteten sie kaum. Ähnlich reagierten die Neugeborenen, wenn sich bei dem Wort nicht die Silbenzahl, sondern nur die Tondauer änderte. Auch dann fixierten sie die Linie länger, die der neuen Tondauer entsprach.

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass der menschliche Geist von Geburt an dazu neigt, die drei fundamentalen Dimensionen von Zahl, Zeit und Raum miteinander zu verknüpfen“, schlussfolgern die Forscher. Denn die Tests zeigten, dass die Neugeborenen erwarteten, dass Ton und Linie sich in gleicher Weise ändern würden – dass längere Töne auch mit längeren Linien verbunden sind. Das Wissen um diese Verbindung könnte damit eine Grundeigenschaft des menschlichen Geistes sein. Sie existiert bereits lange vor der Fähigkeit zu sprechen oder tiefgreifenden kulturellen Einflüssen.

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Quelle:

© wissenschaft.de – Nadja Podbregar
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