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Schließt der Geburtsschrei ein Loch im Herz?

Erde|Umwelt Nachgefragt

Schließt der Geburtsschrei ein Loch im Herz?
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Der erste Atemzug verändert das Herz. (Foto: dcdp/iStock)
Ein Baby erblickt das Licht der Welt, holt zum ersten Mal Luft und nutzt sie, um sich Gehör zu verschaffen: Der Geburtsschrei besitzt Symbolcharakter – und es wird ihm außerdem ein fast magisch wirkender Effekt nachgesagt: Durch den Schrei soll sich im Herz des Babys ein Loch schließen. Vera B. hat uns gefragt, was es damit auf sich hat – vielen Dank dafür!

„Im Prinzip stimmt das“, sagt Ernst Tamm vom Lehrstuhl für Humananatomie und Embryologie der Universität Regensburg. Bei dem Loch handelt es sich um das sogenannte Foramen ovale. „Es sitzt in der Scheidewand zwischen dem linken und rechten Vorhof des Herzens und ist für das Baby im Mutterleib sehr wichtig, denn es erhöht die Sauerstoffversorgung des Ungeborenen“, erklärt Tamm. Dies ändert sich allerdings mit der Geburt: Es entstehen neue Anforderungen an das Herz, denn die Sauerstoffversorgung nimmt nun einen anderen Weg. Deshalb schließt sich das Foramen ovale tatsächlich nach den ersten Atemzügen – beziehungsweise dem ersten Schrei.

Eine wichtige Verbindung – aber nur vor der Geburt

Tamm erklärt den Hintergrund: „Nach der Embryonalperiode ist das Herz prinzipiell schon so aufgebaut wie beim Erwachsenen, es fehlt aber noch die Atmung über die Lunge“. Das vorgeburtliche Herz pumpt das Blut noch über die Nabelschnur zur Plazenta der Mutter. Dort wird es mit Sauerstoff angereichert und im Körper des Kindes verteilt. Das nachgeburtliche Herz muss dagegen zwei Kreisläufe antreiben: Die rechte Herzseite ist für den Lungenkreislauf zuständig, die linke für den Körperkreislauf. Dabei wird das Blut von rechts in die Lunge gepumpt, von hier fließt es dann zur linken Herzseite zurück, die das sauerstoffreiche Blut wiederum in den großen Körperkreislauf drückt.

Für das Kind im Mutterleib hat dieser Lungenkreislauf aber noch kaum Bedeutung. Das Foramen ovale stellt deshalb eine Verbindung zwischen den beiden Kreisläufen her. Das Blut umgeht dadurch den Lungenkreislauf und gelangt vom rechten direkt in den linken Vorhof und damit in den Körperkreislauf.

Das Ventil schließt und verwächst

„Das Loch in der Scheidewand ist aufgebaut wie ein Ventil“, erklärt Tamm. Die Wände, die das Loch begrenzen, überlappen und öffnen sich nur zu einer Seite. Drückt das Blut dagegen, öffnet sich das Ventil zum linken Vorhof und ermöglicht den Kurzschluss vom rechten zum linken Kreislauf. Genau das ändert sich mit den ersten Atemzügen: Das Blut im rechten Vorhof strömt jetzt über die rechte Herzkammer in die Lunge. Dadurch überwiegt der Blutdruck in der linken Kammer und drückt die Wände der Öffnung automatisch zu.

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Im Normalfall beginnen sie dadurch miteinander zu verwachsen und verschließen das Loch dauerhaft. „Bei manchen Menschen sind allerdings die Wände des Foramen ovale dafür zu kurz“, sagt Tamm. Dadurch bleibt eine Öffnung erhalten und kann die Funktion des Herzens beinträchtigen. Dabei handelt es sich um einen der häufigsten angeborenen Herzfehler beim Menschen.

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© wissenschaft.de – Martin Vieweg / dapd
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