Bei Patienten mit chronischen Rückenschmerzen kann das Nervengewebe im Gehirn um bis zu 11 Prozent schrumpfen. Das haben amerikanische Forscher bei einer Untersuchung von 26 Schmerzpatienten beobachtet. Die Gewebeveränderung wird dabei wahrscheinlich durch die ständige Überreizung der Nervenzellen verursacht, berichten Vania Apkarian von der Northwestern-Universität in Chicago und seine Kollegen im Fachmagazin Journal of Neuroscience (Ausg. 24, Bd. 47).
Mithilfe der
Magnetresonanztomographie untersuchten die Forscher die Veränderungen in den Gehirnen von 26 Patienten, die schon mehr als ein Jahr an Schmerzen in der Lendenwirbelsäule litten. Sie fanden dabei einen Rückgang der so genannten grauen Substanz, die für das Bearbeiten von Informationen und Erinnerungen verantwortlich ist. Der Verlust des
Nervengewebes hing vor allem von der Dauer der Schmerzen ab. So könne pro Jahr bei Betroffenen rund ein Kubikzentimeter an grauer Substanz verloren gehen, schreiben die Forscher.
Die beobachtete Abnahme der grauen Substanz entsteht wahrscheinlich durch eine Überreizung der Nervenzellen und durch die Wirkung von Entzündungsfaktoren, vermuten Apkarian und seine Kollegen. Von dem Gewebeschwund waren besonders die Gehirnareale betroffen, die an der Schmerzwahrnehmung beteiligt sind. Dadurch verändert sich nach Ansicht der Wissenschaftler auch die Verarbeitung des Schmerzes im Gehirn. Die Folge: Chronische Schmerzen werden immer schwieriger zu behandeln.
Der Verlust der grauen Masse muss jedoch nicht notwendigerweise irreversibel sein und kann in manchen Fällen mit der richtigen Behandlung möglicherweise auch wieder rückgängig gemacht werden, erklären die Forscher. In Deutschland leiden etwa 10 Millionen Menschen an chronischen Schmerzen. Diese führen bei den Betroffenen häufig zu Angstzuständen und Depressionen und reduzieren oftmals die Lebensqualität.
ddp/bdw ? Eva Hörschgen