Schon drei Monate nach der Geburt verarbeiten Babys Sprache in etwa den gleichen Hirnregionen wie Erwachsene. Auch das Stirnhirn ist bei den Kleinen bereits aktiv und beteiligt sich an der Sprachwahrnehmung, berichten französische Forscher in der Fachzeitschrift „Science“ (298, S. 2013).
Die Pariser Hirnforscherin Ghislaine Dehaene-Lambertz und ihre Kollegen ließen Babys Kindergeschichten zuhören, die von einer weiblichen Stimme vorgelesen wurden. Währenddessen beobachteten die Forscher die Hirnaktivität der Säuglinge mit einem Kernspintomographen. Die Wissenschaftler fanden dabei einen deutlichen Anstieg der Aktivität in der linken Hirnhälfte einschließlich des Stirnhirns der Kleinen ? ähnlich wie man es auch bei erwachsenen Zuhörern erwartet hätte.
Die Forscher sind überrascht, dass es offenbar schon bei so jungen Menschen Sprachzentren gibt. Viele Wissenschaftler sind bisher davon ausgegangen, dass das Gehirn erst sehr viel später durch beständiges Hören der Muttersprache auch Regionen für deren Wahrnehmung entwickelt.
Außerdem wundern sich Dehaene-Lamberts und ihre Kollegen über die rege Aktivität im Stirnhirn der Kleinen: Ein Großteil der Hirnforscher ging bisher davon aus, dass die Stirnregion erst sehr viel später Denkaufgaben übernimmt, da sie auf das komplizierte Sozialverhalten eines Menschen spezialisiert ist.
ddp/bdw – Andreas Wawrzinek