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so trocken kann wasser sein

Erde|Umwelt

so trocken kann wasser sein

Was ist der gemeinsame Nenner von Bodenbakterien, Erdnussbutter und dem König von Saudi-Arabien? Die Antwort: DriWater. Dieses „Trockenwasser“ ist eine wabbelige Wurst, die in rund 30 Zentimeter Länge einen Liter Flüssigkeit enthält und weltweit für die Langzeitbewässerung von Pflanzen verwendet wird. Als bild der wissenschaft im Januar 1998 unter dem Titel „Grünes Geheimnis“ über DriWater berichtete, traf genau dies zu: Der inzwischen verstorbene Erfinder Lee Avera verriet kein Sterbenswörtchen über die Zusammensetzung. „Die Patentfrage ist mittlerweile geklärt“, sagt Harold Jensen, Forschungsleiter des Unternehmens DriWater im kalifornischen Santa Rosa. „Heute können wir sagen, dass unser Produkt zu 98 Prozent aus Wasser besteht und außerdem Zellulose und Aluminiumsulfat enthält.“

Das Metallsalz bindet Wasser und bildet in einem mehrere Tage dauernden Prozess mit der Zellulose ein relativ festes, an der Außenseite trockenes Gel. Sobald DriWater in die Erde gesteckt wird, greift das in den Bodenbakterien enthaltene Enzym Zellulase die Gel-Struktur an. Das zuvor gebundene Wasser wird dann in kleinen Mengen freigesetzt. Auf diese Weise kann DriWater zwei bis drei Monate lang eine Pflanze mit lebenspendendem Nass versorgen.

„Eine Ein-Liter-Wurst hat denselben Effekt wie die Bewässerung mit sechs bis acht Litern Flüssigkeit, denn nur ganz wenig verdunstet oder fließt ungenutzt ab“, erklärt der 78-jährige Umweltaktivist Jensen, der sich seit Jahrzehnten für Wiederaufforstung einsetzt. Er entwickelte das Produkt zusammen mit dem Lebensmittelchemiker Lee Avera – der war in den USA bereits für ein Verfahren berühmt, das Erdnussbutter vor der Trennung in eine feste und eine flüssige Phase bewahrt. Die beiden gründeten 1990 ihr Unternehmen. Seitdem zählen Großgärtnereien, Weingüter und Obstplantagen zu DriWaters Hauptkunden. Auch amerikanische Gartenbesitzer schätzen das Trockenwasser. Darüber hinaus wird DriWater in mehr als 30 Ländern weltweit vertrieben, überwiegend von der auf Beregnungsprodukte spezialisierten Firma Rain Bird. Hobbygärtner in Südeuropa können DriWater unter dem Namen Aquadoz für rund acht Euro pro Wurst online bestellen.

„In Deutschland ist dies bisher nur für Fachhändler möglich“, bedauert Dirk Haack, Sprecher von Rain Bird. „Deutsche Gartenbesitzer sind aufgrund des Klimas nicht unbedingt auf diese Produkte angewiesen, und in den Ferien gießt der Nachbar die Blumen. Die Nachfrage fehlt einfach.“ Ganz anders in regenärmeren Regionen: Mitte der Neunzigerjahre entstanden DriWater-Fabriken in Marokko, der Mongolei und Ägypten. In dem Nilland fand auch das bisher größte von DriWater unterstützte Aufforstungsprojekt statt – „Eine Millionen Bäume für Ägypten“. Unter diesem Motto bewässerte Jensens Team die in der Nähe von Kairo neu gegründete Stadt Medinet Sitta Oktobar, „Stadt des 6. Oktober“. „Gut 90 Prozent aller Bäume sind tatsächlich angewachsen“, berichtet der Ingenieur stolz. Er wünscht sich weitere Begrünungsprojekte weltweit, vor allem in Australien, das zu drei Vierteln aus Wüste besteht.

Doch zuerst ist Arabien dran. Von dort winkt gerade ein Großauftrag, denn der König von Saudi-Arabien möchte noch 2008 eine Allee zwischen Mekka und Medina pflanzen lassen, die den Pilgern Schatten spenden soll. Zurzeit fertigt die Fabrik in Kalifornien dafür über 100 000 Gel-Würste, ehe in ein paar Monaten eine neue Produktionsstätte vor Ort entsteht. Parallel dazu wird demnächst ein neues Produkt die ehemalige Apfelsaft-Abfüllanlage in Santa Rosa verlassen: „Anfang 2008 kommt ,DriWater plus‘ auf den Markt“, kündigt Jensen an. „Es steigert das Wurzelwachstum im Vergleich zu herkömmlichem DriWater um fast 300 Prozent.“ Alles Weitere bleibt – schon wieder – ein „grünes Geheimnis“. Désirée Karge■

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