Eine an der Universität Jena entwickelte Spezialelektrode soll die Ursachen von Herzrasen künftig sicher aufspüren. Das 80 Zentimeter lange und Spaghetti-dünne Instrument wird nach Angaben der Hochschule über die Speiseröhre eingeführt und sucht präzise den “Kurzschluss” in der Reizleitung des Herzmuskels auf. Der Jenaer Biomedizintechniker Matthias Heinke stellte die patentierte Spezialelektrode auf einem Fachkongress in Kopenhagen vor. Eine Firma aus Baden-Württemberg wird die “Spaghetti- Elektrode” den Angaben zufolge produzieren und vermarkten.
Bei den meisten Patienten mit Herzrasen liege ein angeborener Fehler im bioelektrischen Leitungssystem des Herzens zu Grunde, der zumeist durch einen Herzkatheter-Eingriff behoben werden könne, hieß es. Zunächst müsse der Fehler jedoch zuverlässig lokalisiert werden. Über einen nur 3,3 Millimeter dünnen Schlauch wird dazu die vier- bis achtpolige Elektrode durch die Speiseröhre hinter den linken Vorhof und die linke Herzkammer geschoben. Das geschieht ohne Narkose.
Über die Elektrode lösen die Ärzte dann zielgerichtet schwache elektrische Impulse aus, die nur eine hundertstel Sekunde andauern. Dieser “Taktgeber” steuert zeitweilig den Herzrhythmus. Zugleich misst das Instrument das Frequenzmuster der elektrischen Reizleitung im Herzen. Seit rund zehn Jahren arbeitet das Jenaer Team an dieser inzwischen patentierten Lösung. In Deutschland wird das neue Behandlungsverfahren zunächst in Herzkliniken angewendet.
“Herzrasen ist nicht nur sehr unangenehm, sondern für manche Patienten auch lebensbedrohlich”, erläuterte der Privatdozent Helmut Kühnert, Oberarzt an der Jenaer Universitäts-Herzklinik. “Schwindelgefühle, Ohnmacht, manchmal sogar ein gefährliches Kammerflimmern können die Folge sein.”
dpa