Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Spannung im Sprachzentrum

Erde|Umwelt Gesundheit|Medizin

Spannung im Sprachzentrum
Eine Behandlung des Gehirns mit schwachen elektrischen Strömen kann das Sprachvermögen verbessern. Dabei reicht es aus, das Gehirn über externe Elektroden an der Stirn für zwanzig Minuten mit zwei Milliampere zu reizen ? also etwa der Stromstärke, die nötig ist, um eine Digitaluhr zu betreiben. Außer einem leichten Jucken um die Elektroden ist die Behandlung ohne Nebenwirkungen, ergab eine Untersuchung amerikanischer Wissenschaftler. Über die Ergebnisse berichtet der Online-Dienst der Fachzeitschrift Nature.

Die Forscher um Meenakshi Iyer vom Nationalen Gesundheitsinstitut (NIH) in Bethesda hatten 103 Probanden gebeten, in 90 Sekunden möglichst viele Wörter mit einem definierten Anfangsbuchstaben zu nennen. Im Schnitt zählten die Testpersonen 20 Wörter auf. Behandelte Iyer sie mit Strom, fielen ihnen etwa zwanzig Prozent mehr Wörter ein als den Menschen einer Vergleichsgruppe. Diese hatten ebenfalls Elektroden angelegt, durch die aber kein Strom floss. Ein schwächerer Strom von nur einem Milliampere zeigte keinen Effekt.

Weitere Untersuchungen sind nun nötig, um die Beobachtung zu erklären. Iyer vermutet aber, dass der Strom die elektrischen Eigenschaften des präfrontalen Cortex beeinflusst ? eine Hirnregion, in der unter anderem Wörter gebildet werden. Sie glaubt, dass die Zellen, nachdem der Strom durch sie geflossen ist, Signale leichter weiterleiten und der Bereich dadurch aktiver ist.

Die Wissenschaftlerin möchte nach weiteren Sicherheitstests Patienten mit einer so genannten frontotemporalen Demenz mit Strom behandeln. Bei dieser alzheimerähnlichen Erkrankung zersetzen sich Stirn- und Schläfenlappen des Gehirns. Die Patienten leiden daher oft unter Sprachstörungen. „Die Behandlung wäre keine Heilung“, so Iyer, „aber sie könnte als Ergänzung zu Medikamenten eingesetzt werden“.

Die Forscherin hatte die milde Stromzufuhr als Alternative zu einer Therapie mit Magnetfeldern untersucht. Von letzterer erhoffen sich einige Neurologen therapeutische Effekte. Allerdings braucht es große Geräte, um Magnetfelder zu erzeugen und sie können Anfälle auslösen. Strom könnte ein transportable und sichere Variante bieten.

Anzeige
ddp/bdw ? Barbara Witthuhn
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Eu|ro|vi|si|on  〈[–vi–] f. 20; unz.; Radio; TV〉 Zusammenschluss von mehreren westeuropäischen Rundfunk– u. Fernsehanstalten zur gleichzeitigen Ausstrahlung von Sendungen; →a. Intervision … mehr

Dis|can|tus  〈[–kan–] m.; –, – [–tu:s]; Mus.〉 = Diskant

hy|per|troph  〈Adj.; Med.〉 übermäßig vergrößert (Organ) [→ Hypertrophie … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige