Die besondere Wölbung ihrer Blätter lässt die fleischfressende Venusfliegenfalle blitzschnell zuschnappen ? und nicht wie bisher vermutet eine chemische Reaktion in den Blattzellen. Das Prinzip ähnelt einer weichen Kontaktlinse, die sich von der einen Seite auf die andere stülpt. Das haben amerikanische Wissenschaftler herausgefunden. Lakshminarayanan Mahadevan und seine Kollegen von der Harvard-Universität berichten über ihre Ergebnisse im Fachmagazin Nature (Ausg. 433, Nr. 7024, S. 421).
Die Wissenschaftler fanden bei Spannungs- und Krümmungsmessungen heraus, dass sich das Blatt durch aktive Wasserverschiebung in den Zellen so weit nach außen streckt, bis es eine instabile Stellung erreicht. Auf diese Weise speichert das Blatt elastische Energie ähnlich wie ein mit einer Feder gespannter Klappdeckel. Wenn ein Insekt durch Berührung der Sinneshaare den Schließmechanismus auslöst, wird die in der Spannung gespeicherte elastische Energie frei und das Blatt schnappt in seine ursprüngliche Form zurück. In großen Blättern ist mehr elastische Energie gespeichert, wodurch sie schneller zuklappen können als kleinere Blätter, erklärt Mahadevan.
Das Zusammenklappen der Fangblätter bei der Venusfliegenfalle ist neben der Schutzbewegung der Mimosen und Pollenschleuderbewegung mancher Pflanzen eine der schnellsten Bewegungen im Pflanzenreich. Im Gegensatz dazu braucht die Pflanze für das erneute Öffnen der Blätter bis zu acht Stunden. Da der Boden ihres natürlichen Lebensraumes sehr nährstoffarm ist, muss die Pflanze mit den gefangenen Insekten ihren Bedarf an Stickstoff decken. Der Schließmechanismus funktioniert ohne Nerven oder Muskeln und könnte daher ein Vorbild für die Entwicklung von Schaltern und Ventilen in Miniaturapparaten in der Medizin werden, hofft Mahadevan.
ddp/wissenschaft.de – Birgit Buchroithner