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Spaß im Viererpack

Erde|Umwelt

Spaß im Viererpack
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Ameisenigel haben ein viergeteiltes Geschlechtsteil. Bild: Jaganath, wikipedia.org
Männliche Ameisenigel sind mit einem extrem ungewöhnlichen Geschlechtsteil ausgestattet: Ihr Penis besitzt vier Verzweigungen an der Spitze, von denen sie bei der Paarung zwei benutzen. Die anderen beiden werden währenddessen stillgelegt, haben australische Zoologen beobachtet. Eine solche Technik war bei Säugetieren bislang völlig unbekannt, ähnelt jedoch derjenigen von Schlangen und Eidechsen. Gänzlich unerwartet ist die Endeckung einer derart ungewöhnlichen Paarungstechnik bei Ameisenigeln allerdings nicht ? sie sind genau wie Schnabeltiere Kloakentiere und vereinen auch in anderen Lebensbereichen Merkmale von Säugetieren und Reptilien in sich. Die neuen Beobachtungen verdanke man einem besonders zeigefreudigen Exemplar aus einem Zoo, so die Forscher.

Der 17 Jahre alte Ameisenigel bekommt nach Angaben der Forscher eine Erektion, wenn sein Bauch angefasst wird, eine Eigenheit, die ihn seinen Platz im Zoo kostete und ihm ein neues Leben in einem Naturschutzgebiet bescherte. Gleichzeitig ermöglichte sie es den Biologen, die Beschaffenheit seiner Geschlechtsorgane genauer zu untersuchen ? und damit eine schon länger diskutierte Frage zu beantworten: Wie schafft es das Tier, seinen viergeteilten Penis in den Genitaltrakt eines Weibchens einzuführen, der nur zwei Verzweigungen hat?

Dahinter steckt ein Trick, zeigten Filmaufnahmen des Tiers: Lediglich zu Beginn der Erektion schwellen alle vier Teile des Geschlechtsorgans an, was ihm das Aussehen einer vierköpfigen Seeanemone verleiht. Anschließend schrumpfen jedoch zwei der Rosetten wieder zusammen, so dass sich eine Form ergibt, die perfekt zur weiblichen Anatomie passt. Welche Verzweigung dabei eingezogen wird und welche nicht, entscheidet das Tier nach einem einfachen Prinzip ? es benutzt die Rosetten abwechselnd.

Welcher Sinn hinter diesem aufwendigen System steckt, können die Forscher allerdings noch nicht sagen. Sie vermuten, dass die Ameisenigel damit auf die heftige Konkurrenz um die Weibchen reagieren, die von bis zu zehn Tieren gleichzeitig umworben werden. Diese These wird auch von einer weiteren Beobachtung gestützt, die Steve Johnston von der Universität von Queensland in Gatton und seine Kollegen ihrem tierischen Probanden zu verdanken haben: Im Ejakulat der Ameisenigel schwimmen die Spermien nicht einzeln herum, sondern in Bündeln von bis zu einhundert Samenzellen. Das macht sie schneller und erhöht damit ihre Chancen, die Eizelle als erste zu erreichen.

Das Interesse der Forscher am Intimleben der Ameisenigel ist übrigens nicht auf Voyeurismus zurückzuführen: Kloakentiere gelten als sehr urtümliche Tiere, so dass ihr Leben möglicherweise Auskunft über das Leben und die Evolution der frühen Säugetiere geben kann.

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Steve Johnston (Universität von Queensland, Gatton) et al.: American Naturalist, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1086/522847 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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