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Spinnenphobikern springen die Krabbler ins Auge

Erde|Umwelt Gesellschaft|Psychologie

Spinnenphobikern springen die Krabbler ins Auge
Allein der Anblick einer Schlange oder Spinne jagt manchem eine Gänsehaut über den Rücken. Menschen nehmen diese potentiell lebensbedrohlichen Tiere sehr schnell wahr und diese gesteigerte Wahrnehmungsfähigkeit könnte sich im Laufe der menschlichen Evolution entwickelt haben. Zu diesem Ergebnis kommen schwedische Wissenschaftler in einer Studie, die in der September-Ausgabe des Journal of Experimental Psychology: General erschien.

Arne Öhman und seine Kollegen vom Department of Clinical Neuroscience des Karolinska Instituts in Stockholm, Schweden, führten dazu mehrere Experimente durch. In ihrem ersten Versuch zeigten sie den Testpersonen verschiedene Bildmosaike von Blumen, Pilzen, Schlangen und Spinnen. Die Bildmosaike bestanden jeweils aus neun, quadratisch angeordneten Einzelbildern. Entweder waren auf allen neun Einzelbildern Blumen, Pilze, Schlangen oder Spinnen zu sehen, oder aber eines der neun Bilder zeigte ein Objekt aus einer der anderen Kategorien. Beispielsweise zeigten sie Mosaike mit dem Bild einer Schlange inmitten von acht Blumenbildern oder auch Mosaike mit dem Bild eines Pilzes inmitten von acht Spinnenbildern.

Die Wissenschaftler gingen in ihrem Experiment von der Hypothese aus, dass die Testpersonen das „bedrohliche“ Bild einer Spinne oder einer Schlange inmitten von Blumen- oder Pilzbildern schneller erkennen können, als das „harmloses“ Bild einer Blume oder einem Pilz inmitten von Spinnen- oder Schlangenbildern. Ihre Hypothese wurde bestätigt: die Testpersonen entdeckten die „bedrohlichen“ Einzelbilder wesentlich schneller als die Einzelbilder von den Blumen oder Pilzen. Sie vermuten, dass die Menschen im Laufe der Evolution so geprägt wurden, dass sie diese potenziell lebensbedrohlichen Tiere blitzschnell in ihrer Umgebung erkennen und dadurch meiden können.

Allerdings wurde dieses Experiment nur mit Bildern durchgeführt und die Testpersonen fühlten sich möglicherweise gar nicht durch diese bedroht. Daher führten die Wissenschaftler ein zweites Experiment mit ihren Bildern durch – doch diesmal wählten sie Testpersonen mit einer Spinnen- oder Schlangenphobie, die sich auch vor den Bildern fürchteten. Diese Testpersonen entdeckten die „bedrohlichen“ Schlangen- und Spinnenbilder noch schneller. Dieses Ergebnis war nicht unerwartet, es bestätigt klinische Untersuchungen aus denen hervorgeht, dass Menschen, die unter einer Phobie leiden, oft ihre Umgebung nach dem von ihnen gefürchteten Objekt absuchen. Durch ihr Angstgefühl wird ihre Aufmerksamkeit verstärkt und so fielen ihnen die Spinnen- und Schlangenbilder noch schneller auf.

Ob sich diese gesteigerte Wahrnehmungsfähigkeit tatsächlich während der Evolution des Menschen entwickelte ist schwer nachzuweisen – schliesslich gibt es keine Fossilien, mit denen diese Hypothese zu beweisen wäre. Ausserdem wies Richard McNally, von der Harvard University in Cambridge, gegenüber National Geographic darauf hin, dass nur 0,1 Prozent der 35.000 verschiedenen Spinnenarten giftig sind. Daher ist unklar, ob es für die Menschen tatsächlich lebenswichtig war, Spinnen möglichst schnell wahrnehmen zu können.

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