Amerikanische Kriminalforscher wollen nach einem Verbrechen auch im Staub nach Täterspuren suchen. Mit den Hautschuppen, die Menschen ständig verlieren, setzen sich auch winzige Mengen an Erbsubstanz DNA auf Böden und Möbeln ab. Aus Hausstaubproben haben Kriminalisten um Mary Toothman von der Virginia-Commonwealth-Universität in Richmond nun erstmals menschliche DNA extrahiert. Da in den Proben allerdings das Erbgut vieler Menschen, die sich am Ort der Probennahme aufgehalten haben, vorhanden ist, können die Forscher das genetische Profil eines bestimmten Täters noch nicht aus dem Staub herauslesen.
Die Forscher nahmen in acht verschiedenen stark genutzten Räumen ihrer Universität Wischproben von Hausstaub, die sie auf DNA untersuchten. Typischerweise fanden sie pro Quadratzentimeter Boden oder Möbeloberfläche neun bis 28 Milliardstel Gramm DNA von Bakterien, Pilzen und auch vom Menschen. Der menschliche Anteil lag nur bei einem Zehntausendstel der Gesamtmasse an Erbgut, konnte allerdings zweifelsfrei durch die Labortechnik herausgefiltert werden.
Die Methodik reiche noch nicht aus, um einen Täter zu überführen, betonen die Forscher. Sie versuchen ihre Analytik daher noch weiter zu verfeinern. Ideal für die Kripo wäre es, wenn anhand der DNA-Spuren auch auf die Aufenthaltszeit einer Person in einem Raum geschlossen werden könnte. Dazu müssten die Forscher untersuchen, wie sich die DNA im Hausstaub verändert und zersetzt. Menschen, die sich lange vor einen Tat im Raum aufgehalten hatten, schieden dann als Täter aus. Bislang nutzen Kriminalbeamte Erbgutanalysen aus Blut- und Spermaspuren, Haarfunden und Hautabschürfungen.
Mary Toothman (Virginia-Commonwealth-Universität, Richmond) et al.: New Scientist, Bd. 198, S. 16 Originalarbeit der Forscher ddp/wissenschaft.de ? Martin Schäfer