Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

„Stammzellen fürs HERZ sind Illusion“

Erde|Umwelt Gesundheit|Medizin Technik|Digitales

„Stammzellen fürs HERZ sind Illusion“

bild der wissenschaft: Herr Professor Hetzer, wie lange müssen Patienten in Deutschland zurzeit auf ein Spenderherz warten?

Roland Hetzer: Wenn die Patienten als normal dringlich gelistet sind, warten sie 1 bis 1,5 Jahre auf ein Spenderherz. Doch selbst wenn sie als hochdringlich angesehen werden, müssen sie meh- rere Wochen warten. Das überleben schwerstkranke Menschen häufig nicht. Während der Wartezeit sind wir oft gezwungen, die Patienten mit einer Kreislaufunterstützungspumpe zu versorgen. Darüber hinaus gibt es natürlich viele Menschen, die für eine Transplantation nicht in Frage kommen. Für solche Patienten kennen wir zurzeit keine andere Behandlungsmöglichkeit als ein totales künstliches Herz.

Sie meinen ein Herz, das das natürliche vollständig ersetzen kann, so wie das ReinHeart, das in Aachen entwickelt wird. Brauchen wir aktuell überhaupt neue totale künstliche Herzen?

Es gibt in Europa für die Routinebehandlung noch kein komplett implantierbares System, das beide Herzkammern unterstützt oder ersetzt. Neu sind Bemühungen in den USA und bei uns am Deutschen Herzzentrum Berlin, zwei implantierbare Kreiselpumpen dafür zu verwenden. Ich glaube, das ist die Zukunft für viele Patienten, weil diese Systeme, die ohne Puls arbeiten, leiser sind, wenig Energie verbrauchen und mittlerweile einen hohen Zuverlässigkeitsgrad erlangt haben.

Ein künstliches Herz ohne Puls: Wirkt sich das nicht negativ auf den menschlichen Körper aus?

Anzeige

Es gibt nur in den ersten Tagen nach der Implantation einer Kreiselpumpe Probleme mit der Kreislaufregulation. Das heißt: Dem Patienten wird schwindelig, wenn er schnell aufsteht. Doch das legt sich nach kurzer Zeit wieder. Auch Spätfolgen dieses kontinuierlichen Blutflusses traten bisher nicht auf. Wir wissen noch nicht, wie es nach zehn Jahren aussieht. So lange Erfahrungen gibt es bisher nicht, aber ich sehe überhaupt keinen Grund, da irgendwelche Bedenken zu haben.

Könnten körpereigene Stammzellen das kranke Herz wieder aufpäppeln?

Bislang hat noch niemand erreicht, dass ein sehr schwaches Herz durch körpereigene Stammzellen wieder seine normale Funktion erlangt hätte. Die Verbesserungen haben sich nur in einigen Prozenten bewegt. Die Idee, dass sich aus Stammzellen neue Herzmuskelzellen bilden, ließ sich bisher nicht realisieren. Zum jetzigen Zeitpunkt sieht es nicht danach aus, dass es in absehbarer Zeit zu einer sinnvollen klinischen Anwendung kommen könnte.

Was ist die Zukunft: Herzzucht im Labor?

In den USA gab es einen faszinierenden Versuch, ein Herzgerüst mit Herzmuskelzellen zu besiedeln. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass es uns gelingt, ein komplettes Herz zu züchten. Solche Versuche mögen vielleicht in die Zukunft weisen, aber sicherlich in eine, die sich in der Größenordnung von Jahrzehnten bewegt. ■

Das Gespräch führte Helmine Braitmaier Roland Hetzer Der Professor an der Humboldt-Universität zu Berlin und Ärztliche Direktor des Deutschen Herzzentrums Berlin bewertet im Gespräch mit bild der wissenschaft die Alternativen zum Spenderherz.

Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Droh|ne  〈f. 19〉 1 〈Zool.〉 männl. Biene; oV Drohn … mehr

Graf  〈m. 16; Math.〉 abstrahierende zeichner. Darstellung von Größen u. den zw. ihnen bestehenden Relationen als wissenschaftl. Hilfsmittel; oV Graph … mehr

lern|eif|rig  〈Adj.〉 eifrig, fleißig im Lernen

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige