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Staupe-Virus bedroht Großkatzen im Himalaja

Erde|Umwelt

Staupe-Virus bedroht Großkatzen im Himalaja
Schneeleopard
Leopard aus dem Himalaja-Gebiet. © Tattywelshie/ iStock

Das hochinfektiöse Staupe-Virus befällt nicht nur Hunde, sondern auch allerhand andere Fleischfresser. Dazu gehören nun auch Tiger und Leoparden in Nepal, wie Blutanalysen enthüllen. Für die ohnehin bedrohten Tiere mit kleinen, isolierten Populationen könnte das Virus schnell verheerende Konsequenzen haben. Die Wissenschaftler vermuten, dass sich zumindest die Leoparden bei der Jagd auf Straßenhunde anstecken. Sie empfehlen, die Großkatzen-Populationen noch enger zu überwachen.

Das Hundestaupevirus ist weltweit verbreitet und kann eine Vielzahl von fleischfressenden Raubtieren, darunter Hunde, Wölfe und Füchse, befallen. Die Sterblichkeit liegt bei bis zu 95 Prozent. Die Krankheit verläuft in der Regel in drei Phasen. Nach anfänglichen Fieberanfällen leiden die infizierten Tiere meist unter Atemnot und Magen-Darm-Beschwerden. Schließlich folgen Desorientierung, Krampfanfälle und häufig der Tod. Während man Hunde früh im Leben gegen das Virus impfen kann, ist der Schutz wildlebender Tiere um einiges schwieriger.

Staupe auch bei Großkatzen in Nepal

Auch Großkatzen wie Tiger und Leoparden können sich mit Staupe infizieren. Bislang waren entsprechende Fälle aus Russland, Indien und Indonesien bekannt, doch die Krankheit hat sich offenbar weiter ausgebreitet. Das zeigen Blutanalysen von 48 nepalesischen Tigern und Leoparden, die ein Team um Jessica Bodgener von der Cornell University in New York durchgeführt hat. Die Blutproben sind zwischen 2011 und 2021 im Rahmen des nepalesischen Wildtiermanagements entstanden. Sie geben Aufschluss darüber, ob die Tiere schon einmal mit dem Staupe-Virus in Berührung gekommen sind.

Und tatsächlich: Etwa ein Zehntel der Tiger (drei von 28) und ein Drittel der Leoparden (sechs von 20) hatten Antikörper gegen das Virus im Blut. Sie müssen daher schon einmal mit Staupe infiziert gewesen sein. Einige der positiv getesteten Tiere waren es offenbar sogar zum Zeitpunkt der Blutabnahme. Sie hatten nach Angaben der Wildtiermanager stark an Gewicht verloren, konnten nur schwer atmen, waren orientierungslos oder zeigten ungewöhnlich wenig Furcht vor Menschen. Drei dieser auffälligen Tiere starben innerhalb einer Woche nach der Blutentnahme und konnten selbst durch Infusionen und Medikamente nicht mehr gerettet werden.

Straßenhunde als möglicher Virus-Ursprung

Doch wo haben sich die Großkatzen angesteckt? Zumindest was die Fälle unter den Leoparden angeht, haben die Wissenschaftler eine Vermutung. „Wir wissen bereits, dass das Virus in der nepalesischen Hundepopulation zirkuliert und dass Leoparden häufig Hunde fressen“, sagt Bodgener. Das Staupe-Virus könnte also auf diesem Wege übergesprungen sein. Da Tiger allerdings nicht dafür bekannt sind, Straßenhunde zu fressen, müssen noch weitere Wirtstiere im Umlauf sein. Im Verdacht stehen etwa Schakale oder Zibetkatzen. Zukünftige Gen-Analysen sollen mehr Klarheit über den Ursprung des Virus bringen und einen effektiveren Schutz der Großkatzen ermöglichen.

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Dabei geht es allerdings längst nicht nur um das Überleben einzelner Tiger und Leoparden, sondern um den Fortbestand ganzer Populationen. Zwar haben sich die Tigerbestände in Nepal im vergangenen Jahrzehnt stark erholt, doch die Tiere leben räumlich getrennt voneinander. In solchen kleinen, isolierten Populationen kann das Staupe-Virus besonders verheerend wüten, warnen die Wissenschaftler. Die Leopardenbeständen hingegen dürften selbst ohne Staupe längst rückläufig sein, schätzen Bodgener und ihr Team. Wenn sich die Krankheit unter ihnen weiter ausbreitet, würde das umso ernstere Konsequenzen nach sich ziehen. Die Wissenschaftler raten, beide Großkatzen noch strenger hinsichtlich typischer Krankheitsanzeichen zu überwachen, mithilfe molekularer Analysen den Virus-Ursprung zu finden und die fragmentierten Populationen mit Wildtierkorridoren zu verbinden, um ein lokales Aussterben zu verhindern.

Quelle: Cornell University; Fachartikel: Pathogens, doi: 10.3390/pathogens12020203

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