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Stromtanken ist zu kompliziert und teuer

Ladesäulen-Check stellt Deutschland keine guten Noten aus

Stromtanken ist zu kompliziert und teuer
Ladestation
Elektroauto an einer Ladestation (Foto: Lichtblick SE)
Chaos und Intransparenz an deutschen Stromtankstellen: Ein Test der Ladestationen für Elektroautos kommt zu einem niederschmetternden Fazit. Strom tanken ist in Deutschland demnach viel zu teuer, die Modalitäten und Tarife meist undurchschaubar und das spontane Tanken sogar meist unmöglich.

Die Elektromobilität steckt in Deutschland erst in den Anfängen. Neben der mangelnden Reichweite der Streufahrzeuge zögern viele Autokäufer auch wegen der noch eher dünnen Infrastruktur: In ganz Deutschland gibt es bisher nur rund 3200 öffentliche Ladestationen für Elektroautos, die meisten davon in den großen Ballungsräumen. Von den rund deutschen 11.000 Kommunen verfügen nur 1142 über einen öffentlich zugänglichen Ladepunkt, wie der Bundesverband der Energiewirtschaft 2016 berichtete.

Wie das Stromtanken in der Praxis läuft haben nun Tester des Marktforschungsunternehmens statista des Stromanbieters LichtBlick erstmals umfassend getestet. Dafür wurden stichprobenartig rund 80 Prozent der deutschen Ladesäulen auf Strompreis und Handhabung hin untersucht. Berechnungsgrundlage für die Kosten war jeweils der Preis pro Kilowattstunde für eine Tankfüllung für 100 Kilometer mit einem Nissan Leaf mit rund 16 Kilowattstunden an einem AC-1-Anschluss mit einer Leistung von 7,4 Kilowatt.

Chaos bei Anschlüssen und Abrechnung

Das Ergebnis: Stromtanken ist in Deutschland kompliziert und teuer. Es beginnt schon bei den technischen Anschlüssen: Hier sieht sich der Tankwillige einem Wirrwarr verschiedener Stecker und Technologien konfrontiert. Noch komplizierter wird es, wenn es ans Bezahlen geht: Wer glaubt, man könne einfach hinfahren, spontan tanken und dann beispielsweise per Kreditkarte bezahlen, der irrt. „Das Chaos an Deutschlands Ladesäulen ist gewaltig. Intransparente Stromtarife und Zugangshürden schrecken Verbraucher ab“, sagt Gero Lücking, Geschäftsführer Energiewirtschaft von LichtBlick.

So ist nur bei drei der elf untersuchten Ladesäulenbetreiber ein Stromtanken ohne vorherigen Anmeldung überhaupt möglich. Bei allen anderen Ladestationen muss sich der Nutzer erst vorher beim Betreiber registrieren. Nur mit der dann gelieferten App oder Tankkarte fließt auch der Strom, wie die Tester feststellten. Hinzu kommt: Einheitliche Lösungen für die Abrechnung gibt es nicht. Bei einigen Ladesäulen zahlt man per Ladechip oder RFIPD-Karte, bei anderen mit der Smartphone-App oder über noch anderer Systeme.

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Intransparenz beim Preis

Das nächste Problem: An normalen Tankstellen sind die Preise für den Kraftstoff schon weithin lesbar angezeigt. Nicht so bei den Stromtankstellen. Hier sucht man meist vergebens nach einer Information über den Strompreis. Die meisten Ladesäulenbetreiber rechnen zudem nicht nach Verbrauch ab, sondern nach Ladezeit. Dadurch sind die Ladstrompreise nur schwer nachvollziehbar oder vergleichbar, denn je nach Elektroauto muss der Nutzer dann erst langwierige Umrechnungen durchführen, um auf den Preis pro Kilowattstunde zu kommen.

„Selbst die Experten benötigten für unsere Untersuchung mehrere Tage, um die Tarife und Preise der verschiedenen Betreiber vergleichen zu können. Mit diesem System ist die Verkehrswende zum Scheitern verurteilt“, sagt Lücking. Lokale Ausnahmeregelungen erschweren das Ganze zusätzlich. So kann man in Hamburg an Ladesäulen von Stromnetz Hamburg auch per SMS zahlen. Dann fallen jedoch zusätzlich ein Starttarif von 1,73 Euro sowie ein fester Aufschlag von 12,5 Prozent auf den Gesamtbetrag als Servicegebühr an.

Stromtankstellen im Test

Preise und Modalitäten bei Ladesäulen verschiedener Anbieter (Grafik: Lichtblick)

Teuer als Haushaltsstrom

Und noch etwas liegt im Argen: Der Strom an der Ladesäule ist bei den meisten Anbietern deutlich teurer als der normale Haushaltsstrom. Dieser schlägt mit durchschnittlich 29 Cent je Kilowattstunde zu Buche. Zum Vergleich dazu die Stromtankstellen: Die Kilowattstunde Ladestrom kostet beim größten deutschen Ladesäulenbetreiber innogy, der vor allem im Rhein-Ruhr-Gebiet Stromtankstellen betreibt, 66,9 Cent. Beim im Elbe-Weser-Ems-Gebiet dominierenden Anbieter EWE kostet die Kilowattstunde 52,7 Cent, bei den Stadtwerken München 47,3 Cent und bei Allego/The New Motion in Berlin 32,2 Cent.

Immerhin gibt es auch günstigere Ausnahmen: Vergleichbar mit dem Haushaltsstrompreis ist dagegen der Tarif von Stromnetz Hamburg/Hamburg Energie (29,5 Cent/kWh), günstiger ist der Tankstrom bei Mainova (18,8 Cent/kWh) oder bei Drewag-Stadtwerke Dresden (13,5 Cent/kWh). Ganz kostenlos ist der Strom für das Elektroauto bislang bei den Stadtwerken Leipzig, den Stadtwerken Düsseldorf und der RheinEnergie. Hier gibt es so wenige Abnehmer, dass sich eine Abrechnung bisher noch nicht lohnt.

Und die Lösungen?

Nach Ansicht der Tester ist eine radikale Umkehr beim Ausbau der Ladeinfrastruktur nötig. Das System müsse transparenter und einfacher werden, meint LichtBlick. Eine erste Maßnahme wäre die einheitliche Anzeige der Tarife per Kilowattstunde – wie beim Haushaltsstrom auch. Das zweite wäre eine Vereinfachung der Abrechnung und Lademodalitäten. Die Stromtankstellen sollten dafür künftig stärker in die öffentlichen Netze eingebunden werden. Ähnlich wie schon jetzt jeder Haushalt seinen Anbieter frei wählen kann, soll dies auch an der Ladesäule der Fall sein.

Denkbar wäre beispielsweise, dass jeder Elektroautofahrer eine Ladekarte von seinem Haushaltsstromversorger bekommt. Damit kann er dann an jeder beliebigen Ladesäule Strom tanken – zu seinem Standardtarif. Das würde auch die bisherigen regionalen Monopole der Anbieter aufbrechen und damit den Wettbewerb verstärken, meinen die Experten.

„Künftig muss jeder Kunde seinen Haushaltsstrom-Tarif an jeder öffentlichen Ladesäule tanken können. Das ist transparent und verbraucherfreundlich“, so Lücking. „Dazu sollten die Strom-Zapfsäulen dem Netz zugeschlagen werden, jeder Stromanbieter soll seine Tarife an jeder Ladesäule anbieten können. Nur so kann auch die regionale Monopolstellung einzelner Betreiber konsequent verhindert werden.“

Quelle: LichtBlick

© natur.de – Nadja Podbregar
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