Lieder mit gewalttätigen Inhalten machen aggressiv, behaupten amerikanische Psychologen. Sie widersprechen der weit verbreiteten Auffassung, dass Musik mit emotional negativen Texten ein Ventil für aufgestaute Gefühle sei und daher helfe, Aggressionen abzubauen. Zumindest kurz nach dem Abspielen entsprechender Stücke sind die Gedanken der Zuhörer deutlich aufgeladener als nach gewaltfreien Liedern, berichten die Forscher im „Journal of Personality and Social Psychology“.
Die Psychologen um Craig Anderson von der Staatsuniversität Iowa spielten über fünfhundert Studenten Lieder mit gewalttätigen Texten vor. Anschließend sollten die Probanden in verschiedenen Persönlichkeitstests zum Beispiel Wörter interpretieren, die sowohl einen aggressiven als auch einen nicht-aggressiven Gehalt haben können. Außerdem sollten sie Buchstabenfolgen wie etwa „t_ten“ vervollständigen.
Nach aggressiver Musik fiel die Interpretation von Wörtern deutlich aggressiver aus und auch die Buchstabenfolgen wurden häufiger emotional negativ ausgefüllt, wie etwa „töten“ statt „taten“. Das war selbst dann so, wenn die gewalttätigen Texte humorvoll geschrieben waren, stellten die Forscher fest.
Musiktexte können zu realer Gewalt führen, folgern Craig und seine Kollegen. Allerdings müsse in weiteren Untersuchungen geklärt werden, ob der Effekt auf den Zuhörer nur vorübergehend ist oder zu einer bleibenden Persönlichkeitsänderung führen kann.
ddp/bdw ? Andreas Wawrzinek