Um zu untersuchen, ob es einen Zusammenhang zwischen der Menge an freigesetztem HLA-G und der Überlebensfähigkeit des Embryos nach der Implantation gibt, analysierten die Forscher um Sher die Nährlösung von fast 600 Embryonen. Anschließend verglichen sie die enthaltene HLA-G-Menge mit dem Ausgang der künstlichen Befruchtung. Tatsächlich bestätigte sich der vermutete Zusammenhang: Embryonen, die überdurchschnittlich viel HLA-G produziert hatten, nisteten sich zu mehr als 70 Prozent in der Gebärmutter ein, während solche mit einem unterdurchschnittlichen HLA-G-Level nur in 22 Prozent der Fälle zu einer Schwangerschaft führten.
In Deutschland dürfen pro Zyklus der künstlichen Befruchtung maximal drei Embryonen erzeugt werden, die alle eingepflanzt werden müssen. Eine Vorauswahl ist daher verboten ? im Gegensatz zu vielen anderen Ländern. Sollte sich der Zusammenhang zwischen der HLA-G-Menge und dem Erfolg einer künstlichen Befruchtung in weiteren Untersuchungen bestätigen, stünde Reproduktionsmedizinern dort ein einfacher Test zur Verfügung, mit dem sie die vielversprechendsten Embryonen auswählen könnten. Damit, so hoffen die Forscher, könnte das momentan übliche gleichzeitige Implantieren mehrerer Embryonen vermieden werden, das häufig zu Mehrlingsschwangerschaften führt. Obwohl andere Wissenschaftler die Gültigkeit der Ergebnisse anzweifeln, ist Sher von seinem System so überzeugt, dass er bereits Embryonen vor dem Einpflanzen auf die HLA-G-Menge testet.