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Träumer lernen schneller

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Träumer lernen schneller
Träume sind ein Zeichen dafür, dass unser Gehirn neu Gelerntes verarbeitet und mit anderen Inhalten verknüpft. Das haben israelische und amerikanische Forscher anhand von Experimenten zum räumlichen Lernen herausgefunden. Demnach finden sich Personen in einem virtuellen Labyrinth bei einem zweiten Versuch sehr viel schneller zurecht, wenn sie zwischenzeitlich kurz geschlafen hatten und dabei aufgabenbezogen träumten. Zudem vergegenwärtigten sich überwiegend diejenigen Probanden im Schlaf das Labyrinth, die im ersten Durchgang schlecht abgeschnitten hatten ? ein Hinweis darauf, dass sich das Gehirn während der Träume mit nicht bewältigten Aufgaben beschäftigt. Durch weitere Untersuchungen sollen die Resultate praktisch anwendbar werden, etwa um eine traumfördernde Lernumgebung zu schaffen.

Die 99 Studienteilnehmer konnten zuerst eine Stunde lang ihre Orientierungsfähigkeit virtuell trainieren: Sie mussten versuchen, am Computer so schnell wie möglich einen Endpunkt in einem 3D-Labyrinth zu erreichen. Danach hielt die Hälfte der Probanden ein Nickerchen von 90 Minuten, die anderen blieben wach, wobei sie sich passiv beschäftigten, beispielsweise durch das Anschauen von Videos. Die Schläfer wurden eine Minute nach dem Eintreten in einen kontinuierlichen Schlaf wieder geweckt und mussten dann beschreiben, was sie geträumt hatten. Danach schliefen sie ungestört weiter und berichteten danach wieder über ihre erinnerten Träume. Die Wachenden mussten mehrmals während der eineinhalbstündigen Pause sagen, was ihnen gerade durch den Kopf ging. Fünf Stunden nach dem ersten Training am Computer wurden alle Teilnehmer erneut auf ihre Schnelligkeit im Irrgarten getestet.

Das Ergebnis überraschte die Wissenschaftler um Erin Wamsley von der Harvard Medical School in Boston: Personen, die zuvor Träume mit einer Beziehung zur Aufgabe erlebt hatten, zeigten dramatische Verbesserungen beim Spiel. Ihr Zeitgewinn lag bis zu zehnmal höher als bei den Schläfern ohne die labyrinthbezogene Traumarbeit ? sie verbesserten sich nur minimal. Die Wachenden dagegen stagnierten völlig, sogar wenn sie während der Pause über die Irrgarten-Aufgabe nachgedacht hatten. Bei den erfolgreichen Träumern wurde die deutliche Verbesserung auch festgestellt, wenn die Träume nur von einem nebensächlichen Aspekt des Computerspiels handelten. „Die Träumer beschrieben ganz unterschiedliche Erlebnisse ? das Hören der Begleitmusik des Spiels, ein Feststecken in einer labyrinthähnlichen Höhle mit Fledermäusen, den Anblick von Personen an einer Kreuzung „, erläutert Wamsley.

Die Ergebnisse deuten nach Ansicht der Forscher darauf hin, dass unser Gehirn während eines Traums mit dem Verarbeiten von neuen Informationen und Lerninhalten beschäftigt ist. Zugleich werden die gewonnenen Erfahrungen in einen größeren Zusammenhang gestellt ? beispielsweise könnten die Labyrinth-Erfahrungen bei der Frage verwendet werden, wie ein Mensch mit vielen Informationen umgeht. „Die Träume scheinen diese unbewusste Gehirnaktivität als Nebenprodukt zu begleiten“, erklärt Co-Autor Robert Stickgold. Es seien also wohl nicht die Träume, die zu einer besseren Gehirnleistung verhelfen würden, sondern diese seien nur ein Zeichen, dass einige Gehirnregionen aktiv neue Erfahrungen verarbeiteten. Interessanterweise waren die Personen, die von der Labyrinth-Aufgabe träumten und sich dann im zweiten Durchgang stark verbesserten, im ersten Durchgang relativ schlecht gewesen. Das Gehirn beschäftigt sich also während dem Träumen mit den Inhalten, die ein Mensch noch nicht beherrscht. Die Wissenschaftler werden nun ihre Studie mit längeren Schlafzeiten in der Nacht wiederholen. Sie hoffen, aus ihren Experimenten schließlich praktische Informationen zu erhalten, wie wir im Traum unsere Lernfähigkeit und Gehirnleistung verbessern können.

Erin Wamsley (Harvard Medical School, Boston) et al.: Current Biology, Bd. 20, Nr. 8., doi: 10.1016/j.cub.2010.03.027 ddp/wissenschaft.de ? Thomas Neuenschwander
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