Einige Haiarten schwimmen nicht wahllos durch die Ozeane, sondern folgen viel benutzten Routen und suchen feste Treffpunkte auf. Dies konnten die US-Forscher Peter Klimley für Bogenstirn-Hammerhaie und Salvador Jorgensen für den Weißen Hai nachweisen. Die Wissenschaftler verfolgten die Wanderrouten der Tiere mit Hilfe elektronischer Peilsender und konnten so besonders beliebte Treffpunkte und die meistbenutzten Wege dorthin identifizieren.
Das typische Bild von Haien ist das einsamer Wanderer, die die Weiten der Meere nach Beute durchkämmen. Klimley und Jorgensen zeigten jetzt jedoch, dass die Bewegungen der großen Tiere bei weitem nicht so zufällig sind wie bisher angenommen. Klimley verfolgte Bogenstirn-Hammerhaie auf ihren Wanderungen im tropischen Ostpazifik und konnte feste Straßen und Treffpunkte bestimmen. Die Tiere, so der Biologe, schwimmen mit großen Geschwindigkeiten auf diesen „Autobahnen“ von einem Zwischenstopp zum nächsten. Ansammlungen von Hammerhaien sind dabei immer rund um küstennahe Inseln und unterseeische Vulkane zu finden. Klimley betont, dass allein der Schutz dieser Lebensräume und der Hauptwanderrouten genug sei, um die stark bedrohte Art zu schützen. Die Haitreffpunkte könnten sogar von Touristen zum „Shark-Watching“ genutzt werden.
Jorgensen beobachtete beim Weißen Hai ähnliche Verhaltensmuster. Er konnte durch die Markierung von 150 Tieren vor der zentralkalifornischen Küste ihre Wanderbewegungen genau verfolgen. Im Winter verlassen die Haie die Seehundkolonien Kaliforniens, wo sie den Sommer über gefressen haben, und ziehen in wärmere Gewässer. Dort treffen sich die meisten Tiere an zwei „Hotspots“ wieder, von denen der eine zwischen Mexiko und Hawaii liegt. Es sammeln sich so viele Haie dort, dass die Wissenschaftler dem Areal den Namen „White Shark Café“ gaben. „Wir haben es Café getauft, weil die Stelle offensichtlich ein Platz ist, wo man hingeht, um zu sehen und gesehen zu werden ? oder einen Happen zu essen“, erklärte Jorgensen.
Auf der gleichen Konferenz stellte Julia Baum von der Universität von Kalifornien in San Diego einen Bericht der Weltnaturschutzunion ( IUCN) vor, nach dem die Populationsgrößen vieler Haiarten in den letzten Jahren um mehr als die Hälfte geschrumpft sind. Grund sei vor allem die starke Überfischung und die fehlende gesetzliche Regelung des Haifangs auf Hochsee. Die Wissenschaftler wollen nun ein Verbot oder wenigsten eine Beschränkung der Haifischerei durchsetzten und den Schutz der Wanderrouten und Treffpunkte der Tiere erreichen.
Peter Klimley (Universität Kalifornien, Davis), Salvador Jorgensen (Stanford-Universität, Palo Alto) und Julia Baum (Universität Kalifornien, San Diego): Beiträge auf dem Jahrestreffen der AAAS ddp/wissenschaft.de ? Livia Rasche