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Turbo-Nachwuchs

Erde|Umwelt

Turbo-Nachwuchs
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Seehunde auf einer Sandbank Foto: Peter Reijnders et al.
In der Nordsee beheimatete Seehunde bekommen heute rund 25 Tage früher Nachwuchs als im Jahr 1974. Das hat ein niederländisches Forscherteam bei der Analyse der Seehundpopulationen im Wattenmeer herausgefunden. Offenbar profitieren die Seehunde dabei vor allem von den Fischereiaktivitäten, die sich in den vergangenen Jahren auf den Fang größerer Fische konzentrierten. Dadurch nahm der Anteil kleinerer Bodenfische zu ? die Hauptnahrung der Seehunde. Durch das Übermaß an Futter befinden sich die weiblichen Seehunde in einem guten Gesundheitszustand und können so schneller wieder eine neue Schwangerschaft riskieren.

Seehunde folgen einem strengen Fortpflanzungszyklus. Der Zeitpunkt der Geburt des Nachwuchses ist im Allgemeinen nur geringen jährlichen Schwankungen unterworfen. Seit den Siebzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts verkürzte sich der Zyklus aus Brunst, Paarung, Trächtigkeit, Geburt und Stillzeit jedoch signifikant: Die Seehundwelpen werden rund fünfundzwanzig Tage früher geboren als noch vor fünfunddreißig Jahren, wie Peter Reijnders und seine Kollegen nach der Untersuchung der im Wattenmeer beheimateten Seehundpopulationen berichten.

Ursache für die verfrühten Entbindungen könnte nach Ansicht der Wissenschaftler die Verkürzung der Keimruhe im Fortpflanzungszyklus der Seehunde sein. Bei der Keimruhe wird nach der Befruchtung des Eis dessen weitere Entwicklung sowie die feste Einnistung in der Gebärmutterschleimhaut gehemmt. So wird der Zeitpunkt der Geburt verzögert, bis die Welpen des vorangegangenen Wurfs von der Mutter entwöhnt sind. Dabei spielt der Ernährungszustand der Mutter eine wichtige Rolle, denn die Weibchen erleiden während der Stillzeit einen rapiden Gewichtsverlust und müssen ein bestimmtes Maß an Körperfett zurückgewinnen, bevor die Keimruhe beendet werden kann. Ein reichhaltigeres Nahrungsangebot ermöglicht offenbar den schnelleren Aufbau der benötigten Fettreserven und resultiert in einer Verkürzung der Keimruhe.

Die Wissenschaftler haben auch eine These, wie es zu dem verbesserten Nahrungsangebot kommen konnte: Die Hauptmahlzeit der Wattbewohner besteht aus verschiedenen Arten von am Meeresgrund lebenden Fischen. Die Überfischung der Nordsee führte zu einer Verringerung der Population der Fressfeinde dieser Bodenbewohner, die sich im Gegenzug ungestört ausbreiten konnten. Im Gegensatz zu vielen anderen Tieren profitierten die Seehunde somit von den Fischereiaktivitäten, die ihnen ein Übermaß an verfügbaren Nahrungsquellen verschaffen.

Peter Reijnders (Institute for Marine Resources and Ecosystem Studies) et al.: Journal of the Royal Society: Biology Letters, Online-Veröffentlichung, doi:10.1098/rsbl.2010.0468 ddp/wissenschaft.de ? Gwydion Brennan
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