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Überleben dank Pump-Verstärker

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Überleben dank Pump-Verstärker
US-amerikanische Ärzte haben eine neue Wiederbelebungstechnik entwickelt, die bessere Überlebenschancen nach einem plötzlichen Herzstillstand verspricht. Sie basiert auf einer künstlichen Verstärkung der Pumpbewegung, die mit einer herkömmlichen Herzmassage erreicht wird, und einer optimalen Beatmung des Patienten. Die Forscher haben die neue Technik bereits in einer klinischen Studie getestet und dabei festgestellt, dass Herz und Gehirn dreimal besser mit Blut versorgt werden als bei der gängigen Variante, bei der der Brustkorb lediglich mit den Händen zusammengedrückt wird. Die verbesserte Blutversorgung senkt zudem die Wahrscheinlichkeit, dass durch den Herz-Kreislauf-Stillstand Gehirnschäden entstehen.

Täglich sterben mehr als 1.000 Menschen in Europa am plötzlichen Herztod. Der Tod setzt meist binnen weniger Minuten ein, wenn der Betroffene nicht sofort reanimiert und schnellstmöglich notfallmedizinisch versorgt wird. Die übliche Herz-Kreislauf-Wiederbelebung beinhaltet vor allem zwei Maßnahmen: eine Herzmassage und eine Beatmung. Die Herzdruckmassage soll dafür sorgen, dass das Blut durch den Kreislauf gepumpt wird und so das Gehirn und die Organe zumindest notdürftig mit Sauerstoff versorgt werden. Eine Mund-zu-Mund-Beatmung oder auch eine künstliche Beatmung erhöhen gleichzeitig den Sauerstoffgehalt im Blut. Außerdem versuchen Ärzte, durch eine sogenannte Defibrillation mit Hilfe von Stromstößen die normale Herzaktivität wieder herzustellen.

Das interdisziplinäre Forscherteam um Demetris Yannopoulos von der University of Minnesota entwickelte jetzt die neue Technik, mit der sie die Pumpbewegung der Herzmassage verstärken und die Beatmung des Patienten optimieren können. Sie benutzen dazu ein Gerät, das aus einer Saugglocke besteht, die auf den Brustkorb des Patienten gesetzt wird. Mit Hilfe eines Griffs können die Ärzte den Brustkorb nach jedem Kompressionsvorgang anheben, um einen Unterdruck zu erzeugen und damit den Blutfluss zu fördern. Ergänzt wird dieses Gerät durch eine Atemmaske, die verhindert, dass während des Anhebens des Brustkorbs Luft unkontrolliert in die Lunge strömt und den Unterdruck ungewollt wieder ausgleicht. Durch die Kombination der beiden Komponenten kann das Blut effektiver als mit der herkömmlichen Methode durch den Körper gepumpt werden, erläutern die Wissenschaftler.

Die Forscher haben die neue Technik mehr als fünf Jahre lang in einer klinischen Studie getestet: Sie beobachteten insgesamt 2.470 Patienten, die in 46 unterschiedlichen Notfallaufnahmen wegen plötzlichem Herzstillstand behandelt wurden. Etwa die Hälfte der Patienten wurde auf herkömmliche Weise behandelt, die anderen mit der neuen Technik. Ergebnis: Mit Hilfe der neu entwickelten Methode werden Herz und Gehirn mit dreimal mehr Blut versorgt als mit der herkömmlichen Technik. „Das neue System kann nicht nur die Überlebensrate deutlich verbessern, sondern auch das Risiko von Gehirnschäden nach einem Herzstillstand senken“, erklärt Studienleiter Yannopoulos. Tatsächlich beobachteten die Forscher, dass sich die Überlebenschance verdoppelte. Die Forscher empfehlen daher, die Technik zur Herz-Lungen-Wiederbelebung in Zukunft standardmäßig in allen Kliniken anzuwenden.

Demetris Yannopoulos (University of Minnesota) et al: Lancet doi:10.1016/S0140-6736(10)62103-4 dapd/wissenschaft.de – Peggy Freede
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