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Überraschung im Bergwald

Nicht alle Baumarten können dem Klimawandel in höhere Lagen folgen

Überraschung im Bergwald
Baumgrenze
Baumgrenze in den Rocky Mountains: Welche Baumart wird hier in Zukunft überleben? (Foto: Jeffry Mitton)
Nach gängiger Annahme verlagern sich die Bergwälder durch den Klimawandel immer weiter nach oben. Doch wie sich jetzt zeigt, gilt dies keineswegs für alle Baumarten. Einige schaffen es nicht, ihr Verbreitungsgebiet auszudehnen – und könnten daher zu den Verlierern des Klimawandels gehören.

Die zunehmende Erwärmung von Luft und Böden löst im Gebirge eine Aufwärtswanderung der Vegetationszonen aus, so die gültige Lehrmeinung. Denn am Berghang wachsen die jeweiligen Pflanzenarten vor allem nach ihrer Temperaturtoleranz gestaffelt: Unten dominieren Nadelwälder, darüber liegt eine Zone, in der sich vereinzelte Krüppelkiefern mit mattenartiger Hochgebirgsflora abwechseln, dann folgt die baumfreie Hochgebirgszone. Steigen die Temperaturen in den Bergen an, verschiebt sich die Baumgrenze nach oben, weil nun einige Bäume auch in den Bereichen darüber überleben können.

Feldversuch in den Rocky Mountains

Doch dieses „Schema F“ gilt offenbar längst nicht für alle in den Gebirgen vorkommenden Baumarten. Das belegt ein Freilandexperiment, das Lara Kueppers vom Lawrence Berkeley Laboratory und ihre Kollegen in den Rocky Mountains durchführten. Die Forscher pflanzten dort Samen verschiedener in der Region wachsender Baumarten in drei Höhen an den Berghang. Einige dieser Flächen wurden per Wärmelampe beheizt, um die künftigen Bedingungen nachzustellen.

„Die Baumsämlinge an der alpinen Baumgrenze sind die Indikatoren für frühe Auswirkungen des Klimawandels auf die Berghabitate“, sagt Koautor Matt Germino vom US Geological Survey. „Die Reaktion der Sämlinge auf unsere kontrollierten Erwärmungsversuche gibt uns daher einen Einblick in die Bergwälder eines wärmeren Planeten.“

Absterben statt Ausbreiten

Nach vier Jahren der Beobachtung zeigte sich Überraschendes: Während einige subalpinen Baumarten durchaus von der zunehmenden Wärme profitierten, galt dies für zwei von ihnen nicht. Die höheren Temperaturen ließen die Sämlinge von Engelmann-Fichte und Nevada-Zirbelkiefer auf allen drei Höhenstufen vermehrt im ersten Lebensjahr absterben. Selbst knapp oberhalb der Baumgrenze, wo die zusätzliche Wärme eigentlich perfekte Bedingungen schaffen müsste, schafften es die Baumsämlinge nicht, Fuß zu fassen.

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„Die Annahme, dass Bäume einfach dem für sie geeigneten Klima folgen, unterschätzt die Herausforderungen, denen sie als Sämlinge gegenüberstehen“, sagt Kueppers. „Wie wir festgestellt haben, verringert die Erwärmung die Überlebenschancen dieser jungen Bäume sogar noch mehr.“ Die Forscher vermuten, dass die mit der Erwärmung verbundenen höhere Trockenheit den Jungpflanzen von Engelmann-Fichte und Nevada-Zirbelkiefer Probleme bereitet.

Nach Ansicht der Wissenschaftler belegt dies, dass längst nicht alle Pflanzen dem einfachen Schema „Erwärmung = Verlagerung des Wachstumsgebiets“ folgen können – oder zumindest nicht schnell genug. „Es besteht demnach ein reales Risiko, dass die Bäume dem Klimawandel nicht hinterherkommen“, sagt Kueppers. „Sämlinge sind die Zukunft unserer Wälder, es ist daher wichtig zu erforschen, wie die Erwärmung sie beeinflussen wird.“

Quelle: DOE/Lawrence Berkeley National Laboratory

© natur.de – Nadja Podbregar
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