In der Studie wurden 535 ehemalige Chemiearbeiter, die am Arbeitsplatz Blei ausgesetzt waren, über vier Jahre beobachtet. Die Kontrollgruppe bildeten 118 Menschen aus derselben Region, die jedoch mit Blei nicht in Berührung kamen. Die Chemiearbeiter hatten durchschnittlich acht Jahre mit Blei zu tun gehabt. Ihr letzter Kontakt mit Blei lag durchschnitllich 16 Jahre zurück.
Die Bleiablagerungen in den Knochen wurden mit Hilfe der Röntgenfluoreszenzanalyse bestimmt. „Je höher der Bleiwert war, der bei den Arbeitern festgestellt wurde, desto größer war die Minderung der Gehirnfunktionen“, sagte Schwartz. „Da diese Minderungen festgestellt wurden, lange nachdem der Kontakt mit Blei eingestellt war, kann man annehmen, dass die Wirkung von Blei auf das Gehirn fortschreitet.“ Im Vergleich zu den nicht mit Blei in Berührung gekommenen Personen der Kontrollgruppe zeigten die ehemaligen Chemiearbeiter deutlich schlechtere Ergebnisse vor allem bei sprachlichen Gedächtnisleistungen und Lernaufgaben, beim visuellen Erinnern und dem Planungs- und Organisationsvermögen.
Schwartz will nach diesen Ergebnissen weiterreichende Schlüsse ziehen auf das, was wir den „normalen Alterungsprozess“ nennen. „Meistens widmete sich die Forschung der Frage, wie Chemikalien, etwa Blei, auf Kinder wirken. Dies ist die erste Studie, die Langzeit-Probleme belegt, die durch Berührung Erwachsener mit Chemikalien verursacht wurden. Einiges von dem, was wir immer ’normales Altern‘ genannt haben, könnte darauf zurückzuführen sein, dass die Menschen Chemikalien oder anderen Wirkstoffen, die das zentrale Nervensystem befallen können, ausgesetzt waren. Möglicherweise ist dies ein sehr wichtiges Gesundheitsproblem.“
Doris Marszk und Neurology, 24.10.00