Das Erkältungsvirus RSV kann nach akuten Infektionen offenbar zum versteckten Dauergast in der Lunge werden: Ein Team deutscher und britischer Forscher hat noch Monate nach der eigentlichen Infektion das Erbgut des Erregers im Lungengewebe von Mäusen entdeckt. Bislang waren Wissenschaftler davon ausgegangen, das Virus könne nur wenige Tage im Körper überdauern. Die Entdeckung der Forscher könnte beispielsweise erklären, warum sehr viele Kinder auch Jahre nach einer RSV-Infektion unter Asthma oder ähnlichen Symptomen leiden. Das berichten die Wissenschaftler von der Universität Bochum und dem Londoner Imperial College in der Fachzeitschrift American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine“ (Bd. 169, S. 801).
Respiratory Syncytial Viren (RSV) gehören zu den Haupterregern von Erkältungskrankheiten bei Kleinkindern. Mehr als ein Drittel der Kinder entwickeln nach Abklingen der eigentlichen Infektion Asthma oder leiden an immer wiederkehrenden Atemproblemen. Um dem Grund für diese Folgekrankheiten auf die Spur zu kommen, infizierten Jürgen Schwarze und seine Kollegen Mäuse mit RS-Viren. Nach etwa 14 Tagen hatten die Tiere die Infektion überstanden und es fanden sich keine Viren mehr in ihren Atemwegen.
Doch obwohl die Mäuse Antikörper gegen die Viren entwickelt hatten, war es ihrem Immunsystem nicht gelungen, die Erreger vollständig zu eliminieren: Bei späteren Untersuchungen fanden die Wissenschaftler das Erbgut der RS-Viren im Lungengewebe der Tiere. Dort hatten die Erreger in inaktiver Form offensichtlich unentdeckt vom Immunsystem überdauern können. Solche schlafenden Viren, zu denen beispielsweise auch die Herpes-Viren gehören, können bei einer Schwächung des Immunsystems erneut aktiv werden und auch wieder ansteckend sein. Das bestätigte sich auch, als die Wissenschaftler das Immunsystem der Mäuse künstlich unterdrückten.
Diese Fähigkeit der RS-Viren erkläre möglicherweise, wieso die Krankheit im Sommer praktisch überhaupt nicht auftrete und nahezu jeden Winter erneut ausbreche, schreiben die Forscher. „Wenn RS-Viren auch beim Menschen nach Infektionen inaktiv im Lungengewebe überdauern, können sie wieder auftauchen, wenn die Bedingungen günstig sind“, sagt Mitautor Peter Openshaw. Solche Menschen könnten dann als Träger fungieren und eine erneute Ausbreitung der Viren verursachen.
ddp/bdw ? Ilka Lehnen-Beyel