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Verbreiten Wasservögel tatsächlich Fischeier?

Erde|Umwelt

Verbreiten Wasservögel tatsächlich Fischeier?
Waldtümpel
Kleiner Tümpel im Wald: Hierher gelangt man nur über Land, und doch gibt es hier Fische. (Foto: Universität Basel)

Wie gelangen Fische in abgelegene Gewässer, wenn sie nicht selbst dorthin schwimmen können? Obwohl Forscher seit Jahrhunderten vermuten, dass Wasservögel Fischeier in solche Gewässer einschleppen, fehlen dafür bis heute die Beweise.

Kleine Seen mit weniger als 100 Quadratmeter Fläche bilden einen Großteil der globalen Süßwasserökosysteme. Viele dieser Seen liegen in abgelegenem, oft gebirgigem Gelände und haben keinen Zu- und Abfluss. Trotzdem gibt es in den meisten dieser Seen Fische. Doch wie kommen diese Fische in Seen, Teiche und Tümpel, die nicht mit anderen Gewässern verbunden sind?

Am Gefieder klebend transportiert?

Diese Frage stellten sich bereits die großen Naturforscher des 19. Jahrhunderts wie Charles Darwin, Alfred Russel Wallace und Charles Lyell. Sie alle kamen zum gleichen Schluss: Wasservögel müssen für die Verbreitung der Fische verantwortlich sein. Ihre Theorie geht davon aus, dass die klebrigen Fischeier am Gefieder oder an den Füßen von Wasservögeln anhaften. Diese transportieren die Eier dann von einem Gewässer zum nächsten, wo die Fische schlüpfen.

Aber was ist dran an dieser Theorie? Philipp Emanuel Hirsch von der Universität Basel und seine Kollegen wollten wissen, ob es inzwischen für diesen Eitransport mittels Wasservögeln klare Belege gibt. „Wir führten deshalb eine systematische Literaturrecherche durch, analysierten die Einträge in öffentlichen Blogs und Foren und befragten Experten aus Forschung und Praxis“, so die Forscher.

Feste Überzeugung, aber kaum Belege

Das überraschende Ergebnis: Zwar sind sich Wissenschaftler, Experten und Laien darin einig, dass die Verbreitung der Fischeier durch die Wasservögel erfolgt. Die Mehrzahl der befragten Fachleute findet die Theorie so plausibel, dass sie das Rätsel als gelöst betrachten. Doch echte Belege dafür gibt es kaum. Es gebe bisher keine wissenschaftlich profunden Studien oder Experimente, die belegen, dass Wasservögel tatsächlich Fischeier verschleppen.

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„Unsere Resultate enthüllen hier eine Diskrepanz zwischen den gängigen Annahmen und dem empirischen Wissen“, konstatieren die Forscher. „Das Fehlen von Evidenz bedeutet zwar nicht, dass die Ausbreitung über Wasservögel nicht vorkommt“, betont Hirsch. „Aber wir wissen heute schlicht nicht, welche Rolle dabei die Vögel, welche der Mensch und welche anderen Prozesse spielen.“

Um diese Frage endgültig zu klären und so die Lücke im Wissen zu schließen, schlagen die Forscher vor, nun gezielt Experimente und Feldversuche dazu durchzuführen. Denn wie sie erklären ist es für die Erhaltung der Biodiversität wichtig, die Verbreitungswege von Fischen in entlegene Gewässer zu verstehen. Das Wissen, wie Arten neue Lebensräume kolonisieren, bildet die Grundlage für den Erhalt von Refugien und gezielte Wiederansiedelung, aber auch um ein Eindringen invasiver Arten zu verhindern.

Quelle: Universität Basel, Fachartikel Fish and Fisheries, doi: 10.1111/faf.12270

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