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Verkehrslärm macht Vogelgesänge kürzer

Schon vorübergehende Straßensperrungen könnten Stadtvögeln helfen

Verkehrslärm macht Vogelgesänge kürzer
Waldtyrann
Stadtvögel wie dieser Östliche Waldtyrann (Contopus virens) singen bei Vekehrlärm kürzer und eintöniger (Foto: Katherine Gentry)
Unguter Effekt: Stadtvögel singen kürzer und eintöniger, wenn sie in Gegenden mit viel Verkehrslärm leben. Um dies auszugleichen, könnten aber schon Wochenend-Sperrungen beispielsweise von Straßen in Parknähe helfen, wie eine Studie aus der US-Hauptstadt Washington belegt.

Der Verkehrslärm an dicht befahrenen Straßen stört nicht nur uns Menschen, er beeinträchtigt auch die Kommunikation der Vögel. Studien belegen, dass Amseln in lauten Umgebungen höher und lauter rufen, um sich bei ihren Artgenossen bemerkbar zu machen. Für manche Rotkardinale hat der Lärm sogar fatale Folgen: Sie überhören dadurch häufig die Alarmrufe von Meisen und können sich so nicht rechtzeitig vor Gefahren in Sicherheit bringen.

Mit dem Mikrophon im Stadtpark

Welche Auswirkungen der Verkehrslärm auf einen Singvogel in der US-Hauptstadt Washington hat und ob möglicherweise zeitweilige Straßensperren die negativen Folgen ausgleichen können, haben nun Katherine Gentry von der George Mason University und ihre Kollegen untersucht. Für ihre Studie zeichneten sie den Umgebungs-Geräuschpegel und die Gesänge des Östlichen Waldtyranns (Contopus virens) in verschiedenen Parks der Stadt auf.

Dabei zeigte sich: Leben die Vögel in einer Umgebung mit lauten Verkehrslärm, verändern sie ihre Gesänge deutlich: Die Bandbreite der genutzten Frequenzen verringert sich und die Gesänge werden insgesamt kürzer. Die Singvögel ließen vor allem Passagen in den tieferen Tonlagen weg – möglicherweise, weil diese am stärksten vom Lärm geschluckt werden.

Gesänge werden kürzer und eintöniger

Auf den ersten Blick scheint dieses Ergebnis auf eine gelungene Anpassung der Vögel an ihre städtische Umgebung hinzudeuten. Doch das täuscht, wie die Biologen erklären. Zwar machen die Veränderungen die Vogelgesänge auch bei Lärm noch halbwegs hörbar, gleichzeitig aber verändern diese Modifikationen die artspezifischen Abfolgen. Das wiederum kann dazu führen, dass die Adressaten – Weibchen oder Rivalen – weniger gut auf diese Gesänge reagieren.

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Im Extremfall bedeutet dies, dass die Waldtyrannen in den Stadtparks es nicht mehr schaffen, ein Weibchen durch ihren Gesang anzuziehen und an sich zu binden. Als Folge bleibt auch der Nachwuchs aus. Nach Ansicht von Gentry und ihren Kollegen könnte der Verkehrslärm auf diese Weise zumindest mitschuld daran sein, dass die Zahl der Östlichen Waldtyrannen in Washington in den letzten knapp 70 Jahren um mehr als die Hälfte gesunken ist.

Schon zeitweise Straßensperrungen helfen

Doch es gibt Abhilfe: Die Studie ergab, dass selbst eine nur zeitweilige Reduktion des Verkehrs – beispielsweise durch eine Straßensperrung am Wochenende – schon viel helfen kann. Denn währen dieser Lärmpause kehrten die Singvögel zu ihrer angestammten Gesangsweise zurück: Ihre Strophen wurden wieder länger und auch die Bandbreite ihrer Töne vergrößerte sich, wie die Forscher herausfanden.

„Dieses Ergebnis bestätigt, dass schon vorübergehende Maßnahmen zur Lärmreduktion den Tieren zugutekommt“, sagt Gentry. „Das ist eine durchaus machbare und effektive Option, um den Verkehrslärm wenigstens einzuschränken.“ Den Vögeln bieten solche Lärmpausen die Chance, ihre angestammten Gesänge in voller Pracht erklingen zu lassen und so dann auch ein Weibchen mit ihren Sangeskünsten gebührend zu beeindrucken.

Quelle: Taylor & Francis Group, Fachartikel: Bioacoustics, doi: 10.1080/09524622.2017.1303645

© natur.de – Nadja Podbregar
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