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Vermisster Bartgeier Wally ist tot

Erde|Umwelt

Vermisster Bartgeier Wally ist tot
WAlly
Bartgeier-Dame Wally vor ihrem Tod. © Markus Leitner

Die einst durch Bejagung ausgerotteten Bartgeier sollen mithilfe eines groß angelegten Auswilderungsprogramms in den Alpen wieder heimisch werden. Doch der plötzliche Tod eines der ersten beiden in den bayrischen Alpen ausgewilderten Bartgeier bestürzt Naturschützer und wirft Fragen über die Todesursache auf. Trotz dieses Rückschlags läuft die Auswilderung der Bartgeier in den Alpen aber insgesamt gut.

Der Bartgeier (Gypaetus barbatus) zählt mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,90 Meter zu den größten flugfähigen Vögeln der Welt. Vor allem im Flug ist er eine eindrucksvolle Erscheinung, die bei den Menschen in den Alpen früher nicht nur Respekt sondern auch Furcht auslöste. Aus Angst, der Bartgeier könne Vieh, Wild und selbst kleine Kinder ergreifen, kam es zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu einer Verfolgung, die den Bartgeier im gesamten Alpenraum ausrottete. Im Jahr 1986 startete dann ein groß angelegtes Zuchtprojekt, in dem junge Vögel aufgezogen und anschließend ausgewildert werden sollten. Über 100 Jahre nach seiner Ausrottung soll somit die alpenweite Wiederansiedelung des größten Greifvogels Mitteleuropas ermöglicht werden.

Wo ist Wally?

Im Rahmen dieses Projekts wurden im Juni 2021 im Nationalpark Berchtesgaden zum ersten Mal zwei junge Bartgeier ausgewildert. Die beiden Jungvögel Wally und Bavaria überstanden den Winter, inklusive längerer Ausflüge und erfolgreicher Nahrungssuche, zunächst eigenständig und ohne Probleme. Doch nach einer letzten Sichtung von Wally am 11. April 2022, der zu diesem Zeitpunkt völlig normal wirkte und keine Beeinträchtigung zeigte, verschwand der Greifvogel. Ein letzter Hinweis auf den Verbleib des Bartgeierweibchens lieferte ein GPS-Signal, das am 15. April aus dem Reintal östlich der Zugspitze übertragen wurde. Doch die Suche nach Wally blieb, auch aufgrund schlechten Wetters, zunächst erfolglos.

Sechs Wochen später empfingen Naturschützer vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) unerwartet doch wieder ein kurzzeitiges GPS-Signal des jungen Bartgeiers und starteten eine erneute Suchaktion. Diese brachte die traurige Gewissheit über das Schicksal von Wally: In einem steilen Felshang des Mauerschartenkopfes konnte der Suchtrupp nur noch die Überreste des Vogels bergen. „Das Team ist hoffungsvoll losgezogen, doch ein solch trauriges Ergebnis ist natürlich für alle Projektbeteiligten bitter“, sagt LBV-Projektleiter Toni Wegscheider. „Alles, was ein Bergführer und ein Biologe in einer Felsrinne im Steilgelände von Wally noch vorfinden konnten, waren große Federn und Knochen, der Wally zugeordnete Beinring und der GPS-Sender“.

Tod des Bartgeiers war unerwartet

Dass der junge und nach allen vorherigen Daten gesunde Vogel in den unzugänglichen Hängen des Naturschutzgebiets Reintal umgekommen ist, wurde auch von internationalen Experten bis zuletzt für unwahrscheinlich gehalten. Denn junge Bartgeier haben nach der Auswilderung üblicherweise eine hohe Überlebensrate, sodass davon ausgegangen wird, dass neun von zehn Jungvögel im internationalen Auswilderungsprogramm das erste Jahr überleben. „Man kann aber eben auch nicht ausschließen, dass mal etwas passiert oder es gar vorhersehen. Wir suchen nun nach möglichen Ursachen, wobei es noch viel zu früh ist, um etwas Konkretes dazu zu sagen und wir wollen keinesfalls spekulieren“, berichtet Nationalpark-Projektleiter Ulrich Brendel. Eine unabhängige Fachstelle untersucht aktuell die Überreste des Bartgeierweibchens und ermöglicht vielleicht in Zukunft Aussagen über die Todesursache von Wally.

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Trotz der allgemein hohen Überlebenschancen junger Bartgeier sind in den letzten Jahren im Alpenraum immer wieder Todesfälle bekannt geworden. Dabei gibt es eine Reihe natürlicher Todesursachen wie Lawinenabgänge oder Kämpfe mit Steinadlern. Aber auch der menschliche Einfluss spielt eine Rolle, da die Greifvögel unter anderem mit Seilbahnkabeln kollidieren oder mitunter illegal gejagt werden. Eine besonders große Gefahr für die jungen Greifvögel ist eine Vergiftung mit Blei durch Jagdmunition. Denn schon geringe Mengen Blei, die sich etwa in den von Jägern zurückgelassenen, nicht verwertbaren Wildüberresten befinden, sind fatal und können schwere Vergiftungen auslösen.

Auswilderung ist Langzeitprojekt

Trotz einiger Todesfälle verläuft die Wiederansiedelung des Bartgeiers in den europäischen Alpen aber bisher so erfolgreich wie kaum ein anderes Auswilderungsprogramm. Die Naturschützer sehen die Stärke des Auswilderungsprojekts vor allem in der langfristigen Anlegung: „Der Tod von Wally bestätigt uns darin, dass wir dieses Projekt nicht als Sprint, sondern als Marathon auf zehn Jahre angelegt haben, und dass eine einmalige erfolgreiche Auswilderung eben noch lange nicht ausreicht“, sagt LBV-Vorsitzender Norbert Schäffer. In Kürze werden der LBV und der Nationalpark zwei weitere junge Bartgeier zur Stützung des ostalpinen Bestandes auswildern, darunter auch eine jüngere Schwester von Wally.

Quelle: Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) e.V.

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