Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Verräter im Gehirn

Erde|Umwelt Gesundheit|Medizin

Verräter im Gehirn
Israelische Forscher könnten einen Weg gefunden haben, die Gehirnzellen bei Multipler Sklerose vor den Angriffen des Immunsystems zu schützen: Mithilfe eines körpereigenen Botenstoffs gelang es ihnen zu verhindern, dass sich die Schutztruppen des Immunsystems im Gehirn gegen die Nervenzellen wenden. Genau dieses Umschwenken vom Verbündeten zum Feind verursacht sonst die typischen Nervenschäden und die damit einhergehenden neurologischen Störungen bei der Multiplen Sklerose.

Die Immunzellen der Mikroglia ? einer Gewebeschicht, die die Gehirnzellen umgibt ? sind normalerweise für den Schutz der sensiblen Neuronen zuständig. Manchmal beginnen diese Schutzzellen jedoch, die Nervenzellen anzugreifen: Sie produzieren ein Eiweiß namens TNF-alpha, das die Isolationsschicht um die Gehirnzellen auflöst und damit Kurzschlüsse zwischen den Nervenfasern verursacht. Was die Zellen dazu veranlasst, ihre eigenen Schutzbefohlenen zu attackieren, war bislang nicht genau bekannt. Es gab jedoch Hinweise darauf, dass diese Angriffe durch ein so genanntes Interferon ausgelöst werden, eine Art körpereigenen Kampfstoff, der hauptsächlich zur Virenabwehr produziert wird.

Um zu untersuchen, wie die Verwandlung der Mikrogliazellen genau vor sich geht und ob sie sich verhindern lässt, untersuchten Michael Schwartz vom Weizmann-Institut in Rehovot und sein Team Ratten und Mäuse mit künstlich herbeigeführter Multipler Sklerose. Dabei stellten die Forscher fest, dass sich die Schutzzellen nur dann in bösartige Angreifer verwandeln, wenn das Immunsystem extrem große Mengen Interferon produziert. Bei den normalerweise im Körper vorherrschenden Konzentrationen verhielten sich die Zellen dagegen völlig unauffällig. Interessanterweise wurde die Wirkung des Interferons vollständig aufgehoben, wenn zusätzlich ein verwandter Botenstoff namens Interleukin-4 anwesend war. Unter diesen Bedingungen kehrten die Mikrogliazellen wieder zu ihrer ursprünglichen Arbeit zurück und veranlassten zusätzlich sogar, dass beschädigte Teile der Nervenzellisolation repariert wurden.

Zwar sei es zu früh, diese Ergebnisse direkt auf den Menschen zu übertragen, kommentieren die Forscher. Sollte es beim Menschen jedoch einen ähnlichen Mechanismus geben, könnte auf Basis dieser Entdeckung einmal eine Therapie entwickelt werden, die den Aufbau beschädigter Nervenfasern veranlasst.

Science, Online-Dienst Originalarbeit der Forscher: Michael Schwartz (Weizmann-Institut, Rehovot) et al.: Journal of Clinical Investigation, Online-Veröffentlichung, doi: 10.1172/JCI26836 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
Anzeige
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Grund  〈m. 1u〉 1 Erdboden 2 Boden, Unterlage … mehr

Queck|sil|ber|ver|gif|tung  〈f. 20〉 durch Einatmen giftiger Quecksilberdämpfe od. giftige Quecksilberpräparate hervorgerufene Vergiftung, die akut zu schwerer Verätzung der Schleimhäute, zu Erbrechen u. Kollaps führt; Sy Merkurialismus … mehr

Zeh|ner  〈m. 3〉 1 〈Math.〉 1.1 vorletzte Ziffer einer mehrstelligen Zahl  1.2 〈bei Dezimalbrüchen〉 vorletzte Zahl vor dem Komma … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige