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Versteckte Gefahr in Baumsamen

Erde|Umwelt

Versteckte Gefahr in Baumsamen
Baumsamen
Eichel der Oregon-Eiche (Quercus garryana) mit Pilzbefall und Fraßschäden durch Rüsselkäferlarven. (Bild: Iva Franić/ CABI)

Um Wälder aufzuforsten oder neue Bäume in Parks zu pflanzen, werden meist Jungbäume aus gekauften Samen herangezogen. Doch genau hier lauern versteckte Gefahren, wie nun eine Studie enthüllt. Denn alle untersuchten Baumsamen-Stichproben aus dem internationalen Handel waren mit Pilzen befallen, darunter auch baumschädigenden Arten. Ein Drittel der gehandelten Samenpäckchen enthielten zudem Insektenlarven. Damit ist der Handel mit Baumsamen ein potenzielles Einfallstor für schädliche invasive Arten, warnen die Forscher.

Bäume und Wälder leiden nicht nur unter zunehmender Trockenheit und Waldbränden, auch Schadinsekten und krankmachende Pilze machen ihnen mehr und mehr zu schaffen. Besonders aggressiv sind dabei meist Arten, die ursprünglich nicht bei uns heimisch sind und eingeschleppt wurden. So hat zum Beispiel der Asiatische Eschenprachtkäfer (Agrilus planipennis) in Nordamerika ein großflächiges Eschensterben ausgelöst und ist inzwischen auch in Russland präsent. Diese invasive Art gilt damit als potenzielle Bedrohung auch für europäische Eschenarten.

58 Saatgut-Pakete im Test

Doch wie kommen solche Schädlinge und Schadpilze in neue Regionen? Ein mögliches Einfallstor wären Baumsamen, die heute in großem Maße über Kontinente hinweg gehandelt und verschickt werden: „Die Anzahl der aus China importierten und für den Anbau in Europa vorgesehenen Pflanzen hat sich zwischen 2000 und 2018 versechsfacht; die Importe aus China sind nun gleich hoch wie die Importe aus Nordamerika“, berichtet Iva Franić von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL).

Bisher allerdings galt der Import von Samen als weitgehend ungefährlich. Er ist daher weniger stark reglementiert als beispielsweise die Einfuhr von ganzen Pflanzen. Aber ist der Handel mit Baumsamen wirklich so sicher wie angenommen? Um das zu überprüfen, haben Franić und ihre Kollegen Stichproben in Form von 58 im Handel erhältlichen Saatgutpartien von elf Nadel- und Laubbaumarten aus Nordamerika, Europa und Asien untersucht. Sie testeten dabei jede Probe mittels Röntgen- und DNA-Analyse auf möglichen Insekten -und Pilzbefall.

Pilze überall, Insekten in einem Drittel

Die Analysen ergaben: Kaum ein Samenpaket war völlig unbelastet. Stattdessen fanden die Wissenschaftler in jeder untersuchten Saatgutpartie Pilze, die sich auf Nährmedien auch zu 96 Prozent als lebens- und vermehrungsfähig erwiesen. Die DNA-Analysen dieser Pilze enthüllten zudem, dass rund die Hälfte der auf Laubbaumsamen gefundenen Pilze potenziell holzschädlich waren. Bei den Nadelbaumsamen war rund ein Drittel potenziell pathogen, wie die Forscher berichten. Und auch Insekten reisen offenbar häufiger unerkannt mit dem Saatgut mit als bisher angenommen: Rund 30 Prozent der Samenpartien enthielten Insektenlarven.

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Nach Ansicht der Forscher sind die Befallsraten bei den Samen einiger Baumarten damit „alarmierend“ hoch. „Der hohe Befall kommerziell angebotener Saatgutpartien ist ein deutlicher Hinweis darauf, wie oft potenzielle Schadorganismen über gehandeltes Saatgut verbreitet werden können“, sagt Co-Autorin Simone Prospero von der WSL. „Die Tatsache, dass in den Samen Organismen mitreisen, die bereits als Schädlinge bekannt sind, ist ein starkes Indiz dafür, dass unbedingt Maßnahmen ergriffen werden sollten, um das Verschleppungsrisiko zu verringern“.

Die Wissenschaftler empfehlen, die Nachweismethoden der Pflanzenschutzinspektoren an den Landesgrenzen zu verbessern. Zudem sollte der Handel mit besonders anfälligen Samenarten oder -herkünften ihrer Ansicht nach künftig strenger geregelt werden. Weil gerade Pilze bei Grenzkontrollen meist nur sehr schwer zu erkennen sind, könnten auch wirksamere Behandlungsmethoden nötig werden, die die Lebensdauer solcher potenziellen Pathogene im Saatgut verkürzen.

Quelle: Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL; Fachartikel: Ecological Applications, doi: 10.1002/eap.1971

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